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Deutschlands Haushalte werden, zu Beheizungszwecken, zu 70 % leitungsgebunden versorgt: 50 % mit Erdgas und 14 % mit Fernwärme; 5 % mit Elektrizität, davon je die Hälfte noch mit Nachtspeicherheizung, die andere Hälfte mit Wärmepumpen. So war es 2021. So wird es in Zukunft nicht sein, denn Erdgas ist ein Energieträger fossiler Herkunft. Dessen Nutzung geht in den nächsten beiden Jahrzehnten gen Null. Die Frage ist, was das für die Erdgasleitungen in Deutschland bedeutet.
Wo werden zukünftig grüner Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe produziert? Zu welchen Kosten können diese erzeugt werden? Und welchen Anteil hätte eine heimische Produktion daran? Die Ergebnisse der Studie MENA-Fuels zeigen, dass im Nahen Osten und Nordafrika langfristig sehr große kostengünstige Potenziale für grünen Strom, Wasserstoff und Synfuels bestehen. Die Berücksichtigung von Investitionsrisiken hat jedoch einen signifikanten Einfluss auf deren Kosten und damit auf die Wahl der potenziellen Exportländer.
Ob die Rückführung von industriellen und gewerblichen Sekundärkunststoffen, das heißt von Abfällen bzw. von bereits wiederaufbereiteten Kunststoffrezyklaten, gelingen kann, ist von mehreren Faktoren wie insbesondere den spezifischen Materialeigenschaften, den Mengen, in denen sie anfallen, den aktuellen Marktpreisen (auch gegenüber Neuware) und auch der räumlichen Nähe von Sortier- bzw. Wiederaufbereitungsinfrastruktur abhängig. Trotz eigentlich guter Voraussetzungen für ein werkstoffliches Recycling, gelangen einzelne in Unternehmen anfallende Abfallchargen häufig in eine thermische Verwertung, weil sich ein Recycling wirtschaftlich nicht lohnt. Grund hierfür ist unter anderem, dass der Informationsaustausch zu den oben genannten Faktoren für Unternehmen häufig noch sehr mangelhaft ist.
Aktuell in Entwicklung befindliche digitale Plattformen und Applikationen sowie zugehörige Geschäfts- und Betreibermodelle, welche Kunststoffverarbeiter untereinander sowie Wertstofferzeuger und -verwerter vernetzen sollen, können künftig höhere Recyclingquoten ermöglichen und ökologische Einsparpotenziale heben.
Der Artikel führt Entwicklungen und Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte zu solchen Vernetzungen zusammen, zeigt die aktuelle Situation des werkstofflichen Recyclings von industriellen und gewerblichen Kunststoffabfällen auf und beleuchtet welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kreislaufführung von industriellen Kunststoffen gegeben sein müssen. Es wird insbesondere analysiert, in welcher Weise digitale Technologien und die durch sie erzielbare Informationstransparenz eine verbesserte Kreislaufwirtschaft bewirken können und in welcher Weise dies Wertschöpfungsnetzwerke räumlich beeinflussen kann.
Die Bundesregierung verfolgt das ambitionierte Ziel einer Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien auf 80 % bis 2030 bzw. einer nahezu vollständig erneuerbaren Stromversorgung 2035. Im Zuge der avisierten Elektrifizierung anderer Sektoren wie Wärme und Mobilität im Rahmen der Sektorenkopplung nimmt die Bedeutung des Stromsektors weiter zu. Angesichts der aktuellen geopolitischen Umwälzungen und den sich abzeichnenden Knappheiten für fossiles Gas wird in einer Kurzstudie evaluiert, welchen Platz Biogas in einem langfristig zukunftsfähigen Energiesystem einnehmen kann.
Eine zentrale Anforderung für die zukünftige Industrieproduktion ist die Klimaneutralität. Dekarbonisierte Prozesse beruhen häufig auf der direkten oder indirekten (z.B. mittels H2) Elektrifizierung. Dabei stellen sich Fragen nach der energetischen Effizienz dieser Prozesse, nach ihren Potenzialen für einen flexiblen Betrieb sowie nach der Erfüllung kreislaufwirtschaftlicher Anforderungen wie Materialeffizienz und Schließung von Stoffkreisläufen. Der Artikel betrachtet die disruptiv dekarbonisierte Erzeugung von primärem Roheisen und bewertet drei Produktionstechniken dazu.
Die Bereitstellung industrieller Prozesswärme ist eine zentrale Herausforderung für ein zukünftiges klimaneutrales Energiesystem. In diesem Artikel wird die Vielfalt an etablierten und neuen Energieträgern und Technologien zur treibhausgasarmen bzw. -neutralen Bereitstellung von Prozesswärme vorgestellt. Zudem werden ihre wichtigsten Stärken und Schwächen skizziert, um daraus geeignete Anwendungsfelder und eine Priorisierung ihres Einsatzes zu identifizieren.
Die Bereitstellung industrieller Prozesswärme ist eine zentrale Herausforderung für ein zukünftiges, treibhausgasneutrales Energiesystem. Durch einen Vergleich der Prozesswärmebereitstellung in zwei Energiesystemszenarien werden Gemeinsamkeiten, die auf Richtungssicherheit hindeuten, dargestellt, sowie methodische und inhaltliche Gründe für Abweichungen herausgearbeitet.
Einige Klimaneutralitätsszenarien für Deutschland nehmen an, dass zukünftig "unvermeidbares" CO2, z. B. aus der Zementproduktion, als Kohlenstoffquelle für die inländische Herstellung von Kraftstoffen oder chemischen Grundstoffen genutzt wird. In diesem Artikel wird dargelegt, warum eine solche CO2-Nutzung verglichen mit einem alternativen Pfad einer geologischen Speicherung des CO2 und einem gleichzeitigen Import "grüner" Kraft- und Grundstoffe zumindest aus energetischer Sicht nachteilig erscheint.
Although small and medium-sized enterprises (SMEs) contribute considerably to Germany's carbon emissions, regional savings and cooperative banks - SMEs' most important financiers - hardly consider this aspect in lending to these businesses. However, given Germany's commitment to climate neutrality by 2045, suitable approaches for injecting climate finance into these SME lending processes are greatly required. Against this background, the paper at hand aims to introduce the specific case of regional banks into the debate on green finance and green banking and suggest future research in this context. In discussing the state of research on the peculiarities of regional savings and cooperative banks, we outline the resulting opportunities and limitations for climate impact assessments in SME lending. We argue that while the dual bottom-line orientation of regional banks in Germany precludes them from applying simple positive or negative screenings, their in-depth knowledge about local clients and circumstances enables them to be active and engaging partners for the green transformation of SMEs. Nonetheless, we explain why developing solutions to utilise this knowledge for climate finance by integrating climate impact assessments into routine lending processes remains a particularly challenging task.
Fortschreitende Digitalisierung und zunehmende Internationalisierung von Märkten bergen Herausforderungen für Unternehmen mit traditionell geprägten Arbeits- und Fertigungsstrukturen. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, sollten in diesen Unternehmen die digitale Arbeitsfähigkeit und Kompetenzen für Agilität ausgebaut werden. Dieser Beitrag beschreibt die Konzeption einer digitalen Plattform zur Steigerung derartiger Kompetenzen in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU). Die digitale Kompetenzplattform soll insbesondere produzierenden KMU strukturschwacher Regionen helfen, ihre Agilität zu steigern und so zur Innovations- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beitragen.
The co-operation between municipalities and civil society actors and their independent impulses for urban development are discussed under the terms of co-production and city-making. This article summarises these activities as co-productive city-making (koSM). Forms of as well as advantages and disadvantages of koSM have been discussed in research and practice so far, but analyses of the longitudinal genesis of these activities and their significance for the development of a specific area are rare. This article uses the longitudinally collected, mixed-method data of a constellation analysis of the development of the Mirke neighbourhood in Wuppertal/Germany. Based on four points in time, the dynamics as well as the spatial development of the koSM can be presented - individually and in comparison to other developments. It can be seen that the koSM in the Mirke has grown at an above-average and dynamic rate and can accordingly be interpreted as a motor of neighbourhood development. Main actors and locations are identified. The study is the basis for a follow-up work analysing the reasons and structural effects of the koSM. The koSM is discussed both in its interrelations with municipal action and in its significance for integrated and sustainable urban development. The method of constellation analysis is critically discussed with regard to the relationship between effort and benefit.
Wie sehen lebenswerte Quartiersstraßen aus und wie gelingt es, die Zieldimensionen Verkehrswende, Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität integriert zu betrachten? Diesen Fragen hat sich über 1,5 Jahre das Projekt "Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbarschaften" für einen konkreten Straßenzug in Dortmund gewidmet. Basierend auf einem kollaborativ angelegten Beteiligungs- und Planungsprozess ist eine gleichermaßen ambitionierte wie gesellschaftlich tragfähige Planung entstanden. Der Artikel gibt einen Überblick über das Projekt, stellt die Planung vor und diskutiert Erkenntnisse, die für die Initiierung vergleichbarer Projekte, aber auch für Landes-/Bundespolitik Relevanz besitzen.
A growing number of transformative research practices that redefine the role of science in engaging with local - mostly urban - transformation processes have emerged in recent decades. However, while education is considered a key driver for sustainability transformations, higher education has been slow to develop and implement dedicated, appropriate and effective transformative education programmes and learning modules. In this paper, we present a framework of design principles for transformative learning modules in higher education. These principles are derived from two growing discourses: higher education sustainability learning, and transdisciplinary and transformative research - both of which are centrally anchored in the field of sustainable development and sustainability science. The principles presented provide guidance for course leaders in higher education to create learning modules aimed at enabling students to become engaged in transdisciplinary and transformative research that fosters sustainability transitions in local and urban contexts. We use the Transformative Innovation Lab (TIL) - a learning course developed and tested at two German universities - as an example of how the design principles can be applied. The module, which runs over two semesters, supports Masters students in their process of developing real-world laboratories and exploring urban sustainability transitions through collaborative experimentation with local practice partners. We discuss the factors that enable and limit the implementation of transformative learning modules and outline aspects of the novel roles adopted by lecturers in transformative teaching environments. Moreover, we highlight the need for both institutional change and transformative teaching formats that go beyond transformative research as key for driving universities to take responsibility for collaboratively fostering sustainability transitions in their local contexts.
Unvermeidbare Emissionen aus der Abfallbehandlung : Optionen auf dem Weg zur Klimaneutralität
(2022)
Auch die thermische Abfallbehandlung in Deutschland kann zu einem Baustein des klimaneutralen Wirtschaftens werden. Allerdings sind dafür noch verschiedene Voraussetzungen zu schaffen. Technisch sind neben den bereits bekannten weitere innovative Verfahren in der Entwicklung; nicht zu vernachlässigen ist zudem die anspruchsvolle Aufgabe des CO2-Handlings. Hier ist zum einen der Aufbau der benötigten Infrastruktur zu nennen. In Bezug auf die Nutzung des abgetrennten CO2 ist auch die Industrie gefragt, um sektorübergreifende, klimafreundliche Use-Cases und Geschäftsmodelle rund um CCU und die weitmöglichste Schließung von Kohlenstoffkreisläufen zu entwickeln. Entsprechende Regularien und Marktanreize sind politisch zu setzen.
Die nachhaltigkeitsorientierte Transformation von urbanen Räumen ist eine akute Herausforderung. In den letzten Jahren haben koproduktive, experimentelle, transdisziplinäre und häufig informelle Stadtwandelprojekte als Such- und Lösungsräume hohe Sichtbarkeit erlangt. Schlüsselakteure hierfür stellen - so die These - Verwaltungsvertreter:innen einer integrierten Stadtentwicklung und -planung, Wissenschaftler:innen einer transformativen Forschung sowie zivilgesellschaftliche Stadtmacher:innen dar. Die Autor:innen, verankert in diesen drei Gruppen, kritisieren die häufig nur situative Zusammenarbeit dieser drei Akteursgruppen. Ein Modell der Zusammenarbeit im Spannungsfeld zwischen Gemeinsamkeiten, jeweiligen Potentialen und herausfordernden Eigenlogiken der Akteurssysteme wird entwickelt. Darauf aufbauend wird vorgestellt, wie durch strategischen Trialog und reflexive Lernprozesse die Zusammenarbeit verbessert und die Wirksamkeit koproduktiven und experimentellen Stadtwandels erhöht werden kann.
Um den Klimawandel begrenzen zu können, wird zunehmend der Einsatz von Direct Air Capture (DAC) zur Erzeugung von Negativemissionen diskutiert. Anhand von Kosten sowie dem Flächen-, Wasser- und Energieverbrauch werden in diesem Artikel mögliche Implementierungspfade der DAC-Technologie, aufbauend auf einem bestehenden Klimaneutralitätsszenario für Deutschland, analysiert. Während die technische Realisierung machbar sein sollte, stellt der hohe Flächen- und Energiebedarf eine kritische Größe dar.
Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. So steht es im verschärften Klimaschutzgesetz, das im Juni 2021 vom Bundestag verabschiedet wurde. Die deutsche Industrie verursacht derzeit knapp ein Viertel der Treibhausgasemissionen, etwa ein Drittel davon entfällt auf die Eisen- und Stahlproduktion. Um das Klimaziel zu erreichen, müssen somit große CO2-Einsparungen in der Stahlindustrie realisiert werden.
Der Diskurs um die Transformation des Energiesystems ist in den vergangenen Jahren vermehrt über wissenschaftlich fundierte Szenarien geführt worden, die aus verschiedenen gesellschaftlichen Perspektiven in Auftrag gegeben wurden. Der Vergleich von vier im Jahr 2021 erschienenen Studien zeigt auf, wo weitgehende Einigkeit über die erforderlichen Strategien zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 besteht, und wo die größten Differenzen liegen.
Die Dekarbonisierung der Mietwohnungsbestände ist zwingende Voraussetzung für die Einhaltung deutscher Klimaschutzziele. Hierzu ist eine schnelle und deutliche Verbesserung der Energieeffizienz unabdinglich. Aber: funktioniert der Markt für Energieeffizienz bei Mietwohnungen? Eine empirische Untersuchung auf dem Wuppertaler Mietwohnungsmarkt gibt Antworten darauf. Um die Sanierungsrate signifikant zu steigern, etwa durch eine höhere Zahlungsbereitschaft für Energieeffizienz, braucht es sowohl für Vermieter als auch für Mieter verbesserte Rahmenbedingungen.
Die Stärkung der Digitalisierung im Nachhaltigkeitsmanagement und das Schaffen einer einheitlichen sowie konsistenten Datenbasis können Unternehmen maßgeblich unterstützen, steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen zu entsprechen und die Transparenz zur Nachhaltigkeit des Wirtschaftens zu gewährleisten. Dieser Beitrag stellt Anforderungen und einen serviceorientierten Ansatz zur Entwicklung einer Plattform für datengestütztes Nachhaltigkeitsmanagement in produzierenden Unternehmen vor.
Die nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung beinhaltet zentrale Zielkonflikte: Stärkung der deutschen Wirtschaft versus hohe Importquote, günstigere Produktionskosten im Ausland versus höhere Wertschöpfung durch Produktion im Inland. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag diskutiert, wie groß die Kostenunterschiede ausfallen, welche Bedeutung die Transportkosten haben und welche Reboundeffekte bei Importen aus Nordafrika zu beachten sind.
Unser Papier entwickelt Maßnahmen für eine "Just transition"-Governance als Grundlage einer Politischen Ökonomie im Strukturwandel. Für eine Fallstudie im Rheinischen Braunkohlerevier wurden sechs Experteninterviews mit Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Vertretern des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen den Bedarf an politischen Maßnahmen in verschiedenen Bereichen auf: Während für die Traditionsfirmen der Braunkohleindustrie und deren Beschäftigten eine Vielzahl von Förderpolitiken entwickelt wurde und wird, erhalten Beschäftigte von Subunternehmen kaum Unterstützung im Strukturwandel. Letztere sind daher einem hohen Risiko ausgesetzt, durch den Ausstieg aus der Kohleförderung ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Die Interviews zeigten auch, dass im Rheinischen Braunkohlerevier aufgrund des geltenden Bergbaugesetzes Flächen zu einer knappen Ressource werden könnten. Der Akteurszentrierte Institutionalismus wird genutzt, um Maßnahmen abzuleiten, die den Bedürfnissen der verschiedenen Interessengruppen entsprechen. Abschließend werden Bezüge sowohl zum Transition Management als auch zur Politischen Ökonomie hergestellt.
Aufbruch zur strategischen Autonomie der EU in der Kriegsführung mit Mitteln wirtschaftlichen Zwangs
(2021)
Die geopolitische Situation ist im Umbruch. Wir sind im Übergang zu einer multipolaren Situation, die Hegemonialkonkurrenten organisieren sich in Blöcken. Die Stratifizierung des Raumes der Wirtschaft, "Globalisierung" genannt, verliert ihre Basis, die strikte Trennung von der Politik der Hegemonialkonkurrenten. Wirtschaft wird nun in Dienst genommen für politische Ziele. Das erfordert Aufrüstung in Mitteln der Wirtschaftskriegsführung. China und die USA sind darin weit vorangegangen. Die EU hat entschieden, ihrerseits nachzurüsten, um auf Augenhöhe zu kommen.
96 Prozent der Jugendlichen besitzen ein Smartphone und nutzen damit verbundene Dienste. Jedoch verursacht Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) einen hohen Energie- und Ressourcenverbrauch. Es fehlt bislang an Konzepten und Ansätzen im Bereich Bildung, um die Nutzung solcher Technologien klimafreundlicher zu gestalten. Im Rahmen eines Modellprojekts wurde daher ein handlungspsychologisch fundierter didaktischer Ansatz erarbeitet, der auf die Förderung nachhaltigen Verhaltens im Hinblick auf IKT abzielt.
Die Transformation des Wirtschaftens, wie sie der Green New Deal vorsieht, steht vor einem vierfachen Risiko: Dies bezieht sich auf die Transformationstiefe, den wissenschaftlichen und politischen Androzentrismus, die Gender-Mainstreaming-Gebote und die nötige Effektivität und Akzeptabilität der Transformation. Die hier dargelegte These ist, dass es unverzichtbar ist, im Transformations-Konzept selbst die strukturellen Ursachen von Ungleichheiten geschlechtergerechtigkeitswirksam zu adressieren. Wie am Beispiel der Verkehrswende gezeigt wird, ist dies die Voraussetzung dafür, ökonomisch-sozial-ökologische Zusammenhänge zu erkennen und die Klima-, Ressourcen- und ökonomischen Krisen entsprechend politisieren zu können.
Damit sich die weltweit zunehmend ambitionierten Klimaschutzziele erreichen lassen, müssen auch im Industriesektor weitgehende Emissionsreduktionen innerhalb weniger Jahrzehnte realisiert werden. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass dies nicht ohne den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger und Rohmaterialien - sogenannte Feedstocks - umsetzbar ist. Im Zuge der verstärkten Nutzung dieser grünen Energieträger ist denkbar, dass sich deren Verfügbarkeit und Kosten zu immer wichtigeren Standortfaktoren für die Produktion industrieller Güter entwickeln werden. Dies könnte dazu führen, dass zukünftig Standorte mit kostengünstiger Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien attraktiver gegenüber anderen Standorten werden und es dann zu Standortverlagerungen kommt - insbesondere im Bereich der energieintensiven Industrie.
In dem vorliegenden Artikel greifen die Autoren diese möglichen Verlagerungen industrieller Produktion auf. In diesem Zusammenhang führen sie auch den Begriff "Renewables Pull" ein. Die in bestimmten Regionen der Welt kostengünstig und in großen Mengen verfügbaren erneuerbaren Energien könnten nach Ansicht der Autoren künftig eine Sogwirkung auslösen und bestimmte Teile der industriellen Produktion anziehen - auch Pull-Effekt genannt.
Prepaid-Strom per Smartphone
(2020)
Prepaid-Stromzähler sind in Deutschland noch selten, bieten jedoch zukünftig einen interessanten Markt. Vor allem kleinere Anbieter, aber auch erste Regionalversorger kombinieren die Megatrends Digitalisierung und Energiewende und kreieren daraus neue Dienstleistungen. Zusammen mit IT-Firmen entwickeln sie daraus neue Geschäftsideen, die auch hinsichtlich sozialer Aspekte hohen Anforderungen genügen. Der Rollout von Smart Metering-Lösungen eröffnet zukünftig noch größere Chancen, durch Echtzeit-Datenerfassung den Energieverbrauch und damit auch Einsparpotenziale transparent zu machen. Hochaufgelöste Daten ermöglichen innovative Dienstleistungen und bringen die Kundenbeziehung auf eine neue Ebene.
Das Ziel der Klimaneutralität ist eine große Herausforderung, insbesondere für die Industrie. Dieser Artikel analysiert und vergleicht verschiedene Strategien zur Transformation des Industriesektors, wie sie in aktuellen deutschen, europäischen und globalen Klimaschutzszenarien beschrieben werden. Zunächst werden zehn Schlüsselstrategien für weitgehende Treibhausgasemissionsreduktionen im Industriesektor identifiziert. Anschließend wird in einer Szenario-Metaanalyse untersucht, in welchem Maße verschiedene Szenarien jeweils auf die einzelnen Strategien setzen. Dabei zeigt sich, dass es zwischen den Szenarien teilweise erhebliche Unterschiede bezüglich der verfolgten Strategien gibt.
Gas auf dem Weg zur Klimaneutralität : Abschied von der erdgasfixierten europäischen Gaswirtschaft
(2020)
Die Forcierung des Wandels der Prozessqualität von Gas hin zu klimaneutralem Gas steht an, das wird auch gegenwärtig an mehreren Stellen vorbereitet. Diese Initiativen haben komplementär zueinander zu sein, die Komposition der Maßnahmen aber ist noch nicht stimmig. Die Abstimmung in einem umfassenden Masterplan fehlt.
Klimaneutralität wird im Zuge des Pariser Klimaabkommens zur politischen Zielgröße. Die Nationalstaaten, die das Abkommen unterzeichnet haben, müssen regeln, wie sie das Ziel erreichen möchten. Das deutsche Klimaschutzgesetz unterscheidet dabei zwischen "klimaneutral" und "treibhausgasneutral". Das kann zu Missverständnissen führen, kann aber auch sinnvoll sein.
Gesund, umweltfreundlich und sozialverträglich : wie ein Onlinetool hilft, nachhaltiger zu kochen
(2020)
Jede Kostform hat Auswirkungen auf den individuellen Gesundheitsstatus, die Umwelt und soziale Aspekte. Insbesondere ökologische und soziale Belange werden im Alltag der Außer-Haus-Verpflegung in der Regel nur vage abgeschätzt, eine systematische Nachhaltigkeitsbewertung von Speisen findet zumeist nicht statt. Seit Mai 2018 unterstützt der hier vorgestellte Menü-Rechner Akteure in unterschiedlichen Verpflegungseinrichtungen bei der Nachhaltigkeitsbewertung. Das Instrument wurde im Rahmen des NAHGAST-Projektes (www.nahgast.de) in Kooperation mit fünf Praxispartnern entwickelt und durch insgesamt 120 Rezepturen getestet und validiert. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über Nachhaltigkeitsbewertungen ausgewählter Rezepturen (Gerichte mit Fisch und Fleisch, sowie vegetarische und vegane Gerichte) und stellt heraus, welche Effekte sich für die ökologische, gesundheitliche und soziale Dimension zeigen.
Während Fragen der Wertbildung meist als ökonomische behandelt werden, wird in diesem Beitrag der Prozess der Wertbildung politisch und ökonomisch verstanden. Ein Prozess, der von Herrschaft geprägt und doppelseitig ist: Bewertung ist mit Entwertung ebenso verbunden wie die Eingrenzung der Einen mit der Ausgrenzung der Anderen. Diesen Mechanismus nennen wir "Externalisierung als Prinzip". Die politik- und wirtschaftswissenschaftliche Konstruktion des externalisierenden Prinzips und die Herrschaftsformen seiner auch gewaltsamen Durchsetzung werden ideen- und theoriegeschichtlich bearbeitet. Feministische Analysen der klassischen Vertragstheorien und der Politischen Ökonomie zeigen: Die bürgerliche Gesellschaft und ihre Ökonomie werden durch Trennungen geprägt. Das wertvolle Dazugehörige ist angewiesen auf das als wertlos Ausgegrenzte. Es wird deutlich, dass die Geschichte mit der klassischen politischen und ökonomischen Theorie nicht zu Ende ist, sondern dass bis heute herrschaftsförmige Be- und Entwertungen als Mittel zur Krisenbewältigung eingesetzt werden.
Die explosive Verbreitung des Corona-Virus über die Welt brachte ein Realexperiment globaler Dimension mit offenem Ausgang hervor. Gesellschaften formieren sich, kosmopolitisch verschränkt, als Hygienegesellschaften. Zwischen striktem Lockdown und minimaler Begrenzung gehen sie je eigene experimentelle Wege. Dabei wird der Raum des Experimentellen bisher eher defensiv gestaltet, was in der Konsequenz zur Begrenzung experimenteller Räume sowie zur schleichenden Delegitimierung von Kontrollpolitiken der Pandemie führt. Die These dieses Beitrags lautet, dass solche Legitimationsprobleme umso eher gelöst werden können, je eher Strukturen resilienten Experimentierens entworfen und institutionalisiert werden. Ein wichtiges Ergebnis der Überlegungen ist, dass die resiliente Gestaltung experimenteller Räume zur Bewältigung solchen Krisengeschehens nur gelingen kann, wenn neben top-down verordneten Kontrollen sich eine bottom-up-Kultur sozialen Experimentierens entfalten kann. Dies setzt auf Seiten der Zivilgesellschaft ebenso wie von staatlicher Seite die Fähigkeit und den Willen zu Partizipation und Kooperation voraus. Entsprechende Ansatzpunkte werden dafür identifiziert.
Kommunen und kommunale Unternehmen können ihre Vorbildfunktion in einer integrierten Stadt- und Verkehrsplanung nutzen, indem sie die Elektrifizierung ihrer Flotte an leichten Nutzfahrzeugen voranbringen. Das kann die Treibhausgasemissionen und Stickstoffdioxidemissionen mindern und einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung dienen. Klimaschutz durch Minderung der Kohlendioxidemissionen und Gesundheitsschutz durch Minderung der Stickstoffdioxidemissionen sind zwei zentrale Gründe für eine Flottenwende - auch bei den leichten Nutzfahrzeugen.
Die Autoren fassen die Entwicklung Urbaner Produktion und der damit verbundenen ökologischen Beeinträchtigungen zusammen. Vor dem Hintergrund einschlägiger Forschung werden Methoden der Quantifizierung ökologischer Wirkungen Urbaner Produktion mit ihren globalisierten Lieferketten dargestellt. Der Artikel schließt mit einer Darstellung möglicher Perspektiven faktenbasierter, partizipativer Planung Urbaner Produktion.
Der Eon/RWE-Deal : Marktbeherrschung und Shareholder Value-Politik mit behördlicher Zustimmung
(2019)
Am 17. September 2019 hat die EU-Wettbewerbs-Kommissarin Margrethe Vestager dem Stromkonzern Eon die Übernahme und Zerschlagung der RWE-Tochter Innogy unter leichten Auflagen erlaubt. Damit geht eine vollständige Geschäftsfeldaufteilung zwischen den beiden mächtigsten nationalen Energiekonzernen Eon und RWE einher. Während sich Eon auf die Bereiche Vertrieb und Verteilnetzbetrieb konzentrieren wird, übernimmt RWE die konventionellen Kraftwerke des bisherigen Konkurrenten sowie alle Anlagen der erneuerbaren Stromerzeugung. Auch alle vor rund zwei Jahren zunächst an Innogy abgegebenen Anlagen zur Stromerzeugung werden von RWE wieder zurückgeholt. Zudem erhält RWE eine 16,7-prozentige Beteiligung an Eon. Dazu gab das Bundeskartellamt (BKartA) bereits am 26.02.2019 bekannt, dass es diese Beteiligung für unbedenklich hält.
Die Freigabe der EU-Kommission vom September 2019 ist eine "Entscheidung von enormer Tragweite" die den "gesamten Sektor grundlegend verändern" wird. Denn durch diesen Mega-Deal entstehen im deutschen Energiesektor zwei monolithische Giganten mit bisher nie dagewesener Marktmacht.
Unter den Stichworten "Sektorenkopplung" und "Power-to-X" werden derzeit viele Möglichkeiten der direkten und indirekten Elektrifizierung großer Teile der Endenergienachfrage intensiv diskutiert. In diesem Zusammenhang hat die Diskussion um Wasserstoff als Endenergieträger sowie als Feedstock für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen und chemischen Grundstoffen zuletzt stark an Bedeutung gewonnen. Insbesondere der klimaneutrale Umbau der Grundstoffindustrien und hier vor allem der Grundstoffchemie und der Stahlindustrie würde bedeutende Mengen an grünem Wasserstoff benötigen, die räumlich stark auf die großen Industriekerne fokussiert wären. Ein zeitnaher Einstieg in die Schaffung entsprechender Erzeugungskapazitäten und Infrastrukturen könnte dazu führen, dass Wasserstoff - neben erneuerbaren Energien und Energieeffizienz - zum dritten Standbein der Energiewende avanciert.
In vielen deutschen Städten sinken die verkehrsbedingten CO2-Emissionen kaum und vor allem die Belastungen durch Luftschadstoffe aus dem Straßenverkehr sind weiterhin sehr hoch. Deshalb beklagt die Deutsche Umwelthilfe inzwischen über 30 Städte in Deutschland, um durch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge das Recht der Menschen auf saubere Atemluft durchzusetzen. Daher suchen die Kommunen zunehmend Wege, die verkehrsbedingten Emissionen zu senken. Dabei kommt kommunalen Flottenbetreibern eine besondere Rolle zu. Sie stehen besonders unter Handlungsdruck, weil durch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge diese nur noch sehr eingeschränkt eingesetzt werden könnten.
Diesen Technologien wird für das Energiesystem, bei einem zunehmenden Ausbau der fluktuierenden regenerativen Leitenergieträger Wind und Sonneneinstrahlung als zentrale Flexibilitätsoption sowie zur Dekarbonisierung der Industrie - Bereitstellung von Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen -, eine Schlüsselrolle zukommen. Wie die bisherigen Erfahrungen mit anderen Energieinfrastrukturen, z. B. Freileitungen oder Windkraftanlagen, zeigen, stellt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die großflächige Diffusion und Transformation dar. Entsprechend ist die gesellschaftliche Einbettung auch bei der Planung von PtX-Strategien frühzeitig zu beachten.
Als Direct Air Capture (DAC) werden Technologien zur Abscheidung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre bezeichnet. Diese könnten zunehmend zum Einsatz kommen, um CO2 für Power-to-X-Prozesse (PtX) oder zur Erzielung "negativer Emissionen" bereitzustellen. Die Ergebnisse einer multidimensionalen Bewertung im Rahmen der BMWi-Studie "Technologien für die Energiewende" (et 09/2018) zeigen, dass noch große Unsicherheiten bestehen und die Entwicklung überwiegend an Deutschland vorbeigeht.
Geschäftsmodelle zur Einbindung dezentraler Anlagen auf Haushaltsebene in Virtuelle Kraftwerke
(2019)
Virtuelle Kraftwerke (VKW) bieten die Möglichkeit, den steigenden Flexibilitätsbedarf des Stromsystems durch die Bündelung dezentraler Erzeugungsanlagen, Speicher und steuerbarer Verbraucher zu decken. Insbesondere die Hebung noch unerschlossener dezentraler Flexibilitätspotenziale auf Haushaltsebene, die durch die Digitalisierung und die Verfügbakeit smarter Technologien ermöglicht wird, eröffnet voraussichtlich zukünftige Geschäftsfelder. In diesem Artikel werden die zu erwartenden technologischen und ökonomischen Entwicklungen skizziert und darauf aufbauend ein Analyserahmen für Geschäftsmodelle Virtueller Kraftwerke vorgestellt.
Der Anteil fluktuierender erneuerbarer Energien im deutschen Strommix steigt. Um die Netzstabilität zu erhalten, Fluktuationen im Dargebot nach Wetterlage und saisonal auszugleichen sind absehbar ab ca. 2030 große Stromspeicherkapazitäten erforderlich. Wasser-Pumpspeicherwerke sind derzeit die einzige langjährig erprobte Technologie, die künftig in Braunkohletagebauen, welche im Zuge der Energiewende aufgegeben werden, errichtet werden könnten. Eine Überschlagsrechnung am Beispiel eines Pumpspeicherwerks in verschiedenen Tagebauen zeigt, dass diese mit bis zu 400 GWh ein signifikantes technisches Speicherpotenzial haben.
Die Diskussion um die Gestaltung der Energiewende dreht sich in der politischen und gesellschaftlichen Debatte heute maßgeblich um die Stromversorgung der Zukunft. Ausstieg aus der Kohleverstromung und Ausbau bzw. Optimierung von Stromtransport- und verteilnetz sind nur zwei Beispiele dafür. Zu wenig Beachtung wird dagegen den Gasinfrastrukturen geschenkt und dabei insbesondere den Gas(import-)infrastrukturen, die mit Blick auf die Energiewende eine signifikante Rolle spielen (können).
Der heutige energetische Sanierungsbedarf des Gebäudebestands in Deutschland ist ein über Jahrzehnte qua irregeleiteter Auslegung produzierter. Inzwischen hat der technische Fortschritt erreicht, was zu erwarten war: Das Null-Energie-Haus, sogar das Plus-Energie-Haus sind heute möglich geworden. Beide sind auch "wirtschaftlich" - sofern man neu baut. Und selbstverständlich nur bei einem geklärten Verständnis von "wirtschaftlich", insbesondere im anstehenden Gebäude-Energie-Gesetz (GEG).
Zwischen 2005 und 2016 gab es in Deutschland über 150 Stadtwerke-Neugründungen im Energiebereich. Die insgesamt rund 900 Stadtwerke, die heute im Energiesektor tätig sind, spielen für die Energiewende eine zentrale Rolle. Denn sie stellen weit über die Hälfte der Versorgung an Strom, Gas und Wärme sicher. Zudem haben Stadtwerke aufgrund ihrer kommunalen Verankerung eine besondere Position im Spannungsgefüge von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Dieser Beitrag zeigt auf, welche Gründe und Motive zu dieser Gründungswelle führten und welche Erfolgsfaktoren für Stadtwerke-Neugründungen ausschlaggebend waren.
Im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor ist das Energiesystem heute durch eine hohe Dynamik gekennzeichnet und steht unter ständigem Veränderungsdruck. Im vorliegenden Artikel diskutieren die Autoren die Rolle der Digitalisierung in den derzeitigen Prozessen. Sie nutzen dafür die Mehr-Ebenen-Perspektive (Multi Level Perspective, MLP). Diese sieht Transformation als ein Zusammenspiel von externen und internen Faktoren an: Die äußeren übergeordneten Entwicklungen kreieren einen Veränderungsdruck auf das Regime von außen, welches infolgedessen aus der Balance geraten kann. Darüber hinaus eröffnen sich Möglichkeiten für zielgerichtete Veränderungen im System durch die erfolgreiche Etablierung von innovativen Ansätzen. Letzteres gilt gerade für die breiten Anwendungspotenziale der Digitalisierung.
Die beiden Autoren zeichnen die Transformationsprozesse im Energiesektor seit Beginn der Liberalisierung nach und blicken anschließend auf die Herausforderungen in der jetzigen Phase der Energiewende - darunter die Systemintegration erneuerbarer Energien in das Stromsystem und die digitale Vernetzung. Der Artikel schließt ab mit einer Analyse externer und interner Faktoren, die eine Digitalisierung des Energiesektors weiter vorantreiben.
Die Umweltauswirkungen von Teil-, Miet- oder Tauschangeboten aus dem Bereich der Sharing Economy werden zumeist aus einer Nachhaltigkeitsperspektive betrachtet und dementsprechend mit einer Verminderung des Ressourcenverbrauchs sowie einer gesteigerten Ressourceneffizienz verbunden. Handelt es sich bei Sharing Economy tatsächlich um eine ressourcenschonende, energieeffiziente und für den "Massenmarkt" geeignete Konsumalternative oder haben wir es vielmehr mit einer kurzzeitigen Nischeninnovation einzelner Lifestyle-Communities zu tun?
Im Herbst 2018 wird das neue Energieforschungsprogramm (EFP) der Bundesregierung verabschiedet. Das Forschungsprojekt "Technologien für die Energiewende", kurz TF_Energiewende, hat hierfür eine wesentliche wissenschaftliche Basis geliefert. Für 31 Technologiefelder, die mehrere Hundert Technologien umfassen, analysierten die Projektpartner das Innovations- und Marktpotenzial, bewerteten Chancen und Risiken sowie den möglichen Beitrag der Technologien zur Umsetzung der Energiewende und zeigten Forschungs- und Entwicklungsbedarf auf. Die nun veröffentlichten Ergebnisse dienen gleichzeitig als umfassendes Nachschlagewerk für Entscheider in Unternehmen, Forschungsabteilungen, Fördergeber und die interessierte Fachöffentlichkeit.
Die sog. Klimapfadestudie und ihre Szenarien haben in der Öffentlichkeit ein breites Echo gefunden, nicht zuletzt weil der BDI damit erstmals eine eigene detaillierte Untersuchung der Machbarkeit der deutschen Klimaschutzziele vorlegt und offensiv in die Diskussionen um die langfristige Transformation des Energiesystems einsteigt. Während der BDI in der Mai-Ausgabe der "et" bereits wesentliche Ergebnisse vorgestellt hat, werden die Szenarien der Studie in diesem Artikel mit anderen vorliegenden Klimaschutzszenarien verglichen.
Deutschland wird seine selbst gesetzten Klimaziele für 2020 sehr wahrscheinlich deutlich verfehlen, was die Frage aufwirft, inwieweit politische Rahmenbedingungen noch problemadäquat sind bzw. wo Veränderungen notwendig sind. Am Beispiel der privaten Kleinvermieter lässt sich zeigen, dass politische Instrumente häufig an den Bedürfnissen der Zielgruppen vorbei entwickelt werden und welche Veränderungen für das Gelingen der Wärmewende notwendig sind.
Prepaid-Stromzähler: Erfahrungen aus der NutzerInnen-Perspektive von Haushalten in Deutschland
(2018)
Energiearmut ist ein Phänomen, welches in Deutschland, wie auch in anderen Ländern des Globalen Nordens, in den letzten Jahren immer häufiger beobachtet werden kann. Zunehmend werden Prepaidzähler (engl. Prepayment Meter) von Energieunternehmen als Instrument eingesetzt, um KundInnen mit Zahlungsrückständen bzw. häufig auftretenden Zahlungsschwierigkeiten zu managen. Das Phänomen der Energiearmut in Deutschland ist relativ jung und damit die Anzahl der Prepaidzähler noch niedrig. Somit sind Erfahrungen in diesem Zusammenhang in Deutschland rar. Nachfolgend werden die Ergebnisse der ersten wissenschaftlichen Befragung von Haushalten mit Prepaidzählern in Deutschland (im Bundesland Nordrhein-Westfalen) analysiert. Dabei zeigt sich, dass Prepaid-Systeme für Strom für die betroffenen Haushalte mit erheblichen Alltagsveränderungen verbunden sind. Vorteilhaft ist, dass die Haushalte trotz bestehender Strom-Schulden weiterhin mit Energie versorgt werden können, dass sie über eine bessere Kostenkontrolle verfügen und dass sie Stromsparpotenziale erschließen können. Zu den wesentlichen Nachteilen zählen die hohen Kosten, der Aufwand für das Aufladen des Guthabens und dass Versorgungsunterbrechungen dennoch stattfinden, jedoch nicht erfasst werden. Insgesamt ergab die Studie eine hohe Zufriedenheit der Haushalte mit Prepaidzähler, es besteht jedoch Regulierungsbedarf seitens des Gesetzgebers in Deutschland.
Wie weit können ambitionierte und flächenhafte Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung im Personenverkehr im Ruhrgebiet dazu beitragen, die Ziele von Energiewende und Klimaschutz in der Region bis 2050 zu erreichen? Diese Frage wurde mit dem "Modell Ruhrgebiet" mittels systematischer Forecasting-Szenarien untersucht. Mit den Simulationsrechnungen können die Potenziale von integrierten Maßnahmen der Siedlungsentwicklung und Verkehrsplanung zur Verkehrsverlagerung vom motorisierten Individualverkehr zum Umweltverbund identifiziert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine kombinierte Push- und Pullstrategie für den Modal Shift beachtliche Potenziale zur Verkehrsverlagerung und damit zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen erschlossen werden können. Besonders wirksam sind restriktive Maßnahmen gegen den MIV. Die Ergebnisse verdeutlichen eine unbequeme Wahrheit: Es ginge, wenn man wollte.
Obwohl viele der aktuellen Herausforderungen im Bereich der Energieversorgung eine internationale Dimension haben bzw. nur international gelöst werden können, ist die internationale Energiepolitik bis heute ein weitgehend ungesteuerter Politikbereich. Im letzten Jahrzehnt entwickelten sich zwar neue globale Kooperationsstrukturen und Initiativen, der Weg zu einer multilateralen, globalen Governance-Struktur, die zentrale Impulse für die gemeinsame Etablierung international geltender Normen und Regeln geben könnte, ist aber noch weit. Der Artikel führt in die aktuellen Entwicklungen ein und diskutiert die verbleibenden Herausforderungen.
Energiesuffizienz ist neben Energieeffizienz ein zweiter Weg, den Energieverbrauch zu reduzieren. Während Energieeffizienz bei unverändertem Nutzen den Energieinput senkt, ist Energiesuffizienz eine Strategie mit dem Ziel, die Menge an technisch bereitgestellter Energie durch Veränderungen der Quantität oder Qualität des Nutzens aus Energie auf ein nachhaltiges Maß zu begrenzen oder zu reduzieren. Das kann durch Reduktion, Substitution oder Anpassung des Nutzens an den Bedarf im Alltag geschehen. Viele Haushalte praktizieren schon Energiesuffizienz, aber die Hemmnisse für eine stärkere Nutzung sind groß. Auch die Energiesuffizienz im Haushalt benötigt daher eine Flankierung durch die Politik. Im BMBF-Projekt "Energiesuffizienz" wurde daher erstmals eine integrierte Energiesuffizienzpolitik untersucht, die insbesondere den Stromverbrauch in den privaten Haushalten adressiert.
Mit dem Klimaschutz-Teilkonzept Mobilität für die Stadt Wolfsburg wurde eine neue Methode erprobt, mit der sich klimaschutzrelevante Handlungspotenziale an der Schnittstelle von Stadt- und Verkehrsplanung identifizieren lassen. Die Methode erlaubt es, bei der Abschätzung von Potenzialen zur Minderung verkehrsbedingter CO2-Emissionen stadträumliche Gegebenheiten zu erfassen und eine räumliche Differenzierung vorzunehmen. Sie stellt neben den für die Stadt- und Verkehrsplanung schon bestehenden Ansätzen die Analyse von variierenden CO2-Minderungspotenzialen innerhalb der Teilräume einer Stadt in den Vordergrund und ist eine sinnvolle Ergänzung zu den im verkehrsplanerischen Kontext oft angewandten Verkehrssimulationen.
Partizipative Irritationen : Reflexionen zum nachhaltigkeitsbezogenen Partizipationsgeschehen
(2017)
Die Beteiligungslandschaft wird im Kontext nachhaltiger Entwicklung und in der Perspektive der Politischen Psychologie betrachtet. Ausgangspunkt sind Wechselwirkungen zwischen politisch vermittelter und in Verbindung mit Nachhaltigkeit besonders geforderter Partizipationsnotwendigkeit einerseits und individuell empfundenem Vertrauensverlust in die Fähigkeit der Politik zur Lösung von Umweltproblemen andererseits. Betrachtet werden Partizipationsmotive der Politik (z.B. Steigerung von Legitimität) und Partizipationsmotive von Bürgerinnen und Bürgern (z.B. die "echte" Chance auf Mitentscheidung, insbesondere bei Verfahren mit starkem Regionalbezug). Beide Motive sind eingebettet in eine weitgehend entscheidungsferne "Partizipationsarchitektur". Die Verfahren liegen überwiegend auf einer informativen und auf einer konsultativen Ebene. Auch zeigen sich Diskrepanzen auf der Ebene der politischen Aufforderungen zur Partizipation. Diese erfolgen eher, wenn es um Problemlösungen geht und eher nicht, wenn es um Investitionen und wirtschaftliche Gewinne geht. Intensiv werden partizipative Ansätze im Kontext von Klimaschutz und Energiewende verfolgt. Doch auch diese Partizipationsangebote gehen selten über die informative Ebene hinaus. Inhaltlich sind v.a. technische Lösungsansätze zur Reduktion der CO2-Emissionen fixiert worden, hingegen wurden politische wie soziale Lösungsansätze überwiegend ausgespart. Insgesamt besteht die Gefahr partizipativer Irritationen bis hin zu Erschöpfung, wenn Bürgerinnen und Bürger einerseits zur Beteiligung aufgefordert und aktiviert werden, andererseits aber erfahren, dass sie im politischen Geschehen wenig bewirken können.
Business model resilience : understanding the role of companies in societal transformation processes
(2017)
Business model resilience (BMR) is introduced as a conceptual framework to better understand the systemic dimension of companies affected by and shaping sustainability transformations. It offers an interdisciplinary approach for management studies and a framework for orientation in management practice.
Bisher ist die vollständige Schließung von Stoffkreisläufen durch die Verwendung von Abfällen als Ressource in Deutschland nur eine Vision. Der Beitrag führt das Konzept der Kreislaufwirtschaft ein und konkretisiert es am Beispiel der Reparatur und Wiederverwendung von Produkten. Anschließend werden Hemmnisse betrachtet, die es auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft zu überwinden gilt und mögliche Lösungsansätze beschrieben.
Schon seit dem 19. Jahrhundert gilt Wasserstoff als Basis einer nachhaltigen Energiezukunft. Auch wenn sich noch keine kommerzielle Nutzung etabliert hat, sind Wasserstofftechnologien in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt worden. In Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut hat Shell untersucht, welchen Beitrag Wasserstoff zu einer nachhaltigen Energieversorgung - vor allem im Verkehr - künftig leisten kann.
Eine besondere Herausforderung für die Wärmewende stellen leitungsgebundene Wärmeversorgungsstrukturen dar. Aufgrund ihrer hohen Kapitalbindung bei gleichzeitig hoher Lebensdauer müssen hier frühzeitig die richtigen Weichen in Richtung Energiewende gestellt werden. Eine Vielzahl von Akteuren, Stadtwerken und Energieversorgern, über Planer und Handwerker bis hin zur Immobilienwirtschaft stehen vor der Schwierigkeit, einen langfristig kompatiblen Pfad in Richtung Klimaschutz und Energiewende einzuleiten. Vor diesem Hintergrund sollen in diesem Artikel aus technologischer Sicht Optionen aus dem Themenfeld "LowEx und gekoppelte Wärmeversorgungsstrukturen" näher betrachtet werden.
Die meisten Konzessionsverträge für Strom und Gas auf der örtlichen Verteilnetzebene sind zwischen 2005 und 2016 ausgelaufen. Viele Gemeinden in Deutschland haben dies als Chance verstanden, um mit der Gründung eigener Stadtwerke die örtliche Energieversorgung stärker selbst gestalten zu können. Bei diesem Trend zur Rekommunalisierung waren Städte und Gemeinden mit unter 25.000 Einwohnern besonders stark beteiligt. Im Folgenden sollen die verschiedenen Aspekte der Rekommunalisierung näher betrachtet werden.
Die Sustainable Development Goals (SDGs) schlagen zur Indikation verantwortungsvoller Konsum- und Produktionsstrukturen bzw. zum nachhaltigen Management und der effizienten Nutzung natürlicher Ressourcen den Material Footprint pro Kopf vor. Zudem sollen SDG-Indikatoren prinzipiell in der Lage sein, zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen (etwa nach Einkommen oder Alter) unterscheiden zu können. Wir stellen einen Indikator aus der Nachhaltigkeitsstrategie NRW zum Ressourcenverbrauch des privaten Konsums auf der Grundlage von Mikrodaten vor. Der größte Ressourcenverbrauch der privaten Haushalte in NRW bleibt Wohnung, Nahrungsmittel und Verkehr vorbehalten. Dabei ist zwischen 2003 und 2013 die größte Steigerung des Ressourcenverbrauchs in Post und Telekommunikation zu verzeichnen, wobei sich insgesamt der Ressourcenverbrauch leicht reduziert hat. Der Indikator zum Ressourcenverbrauch der privaten Haushalte erfüllt die Anforderungen an Indikatoren der Sustainable Development Goals sowie der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes NRW. Gleichzeitig empfehlen wir eine weitere Disaggregierung des Material Footprints nicht nur nach Bevölkerungsgruppen, sondern auch in Gütergruppen auf der Basis von Lebenszyklusanalysen.
Die Kreislaufwirtschaft zielt unter anderem darauf ab, Abfall als Rohstoff für neue Produkte zu nutzen. Bei Ökobilanzen von Produkten stellt sich diesbezüglich die Frage, wie sich im offenen Kreislauf rezyklierter oder thermisch verwerteter Abfall bewerten lässt. Für die Bewertung von Produktsystemen sind zwei Allokationsmethoden üblich: Die Cut-Off Methode, welche den Einsatz von Recyclingmaterialien begünstigt und die Avoided Burden Methode, welche die Abgabe von recyclingfähigem Material begünstigt. Wir diskutieren diese beiden Methoden hinsichtlich ihrer Eignung zur Bewertung einer Kreislaufwirtschaft, gemessen an der europäischen Abfallhierarchie. Als Fallbeispiel dienen verschiedene End-of-Life-Szenarien für Glas und den Kunststoff Polypropylen, die wir mit Hilfe der Umweltindikatoren Material Footprint und Carbon Footprint bewertet haben. Als Ergebnis zeigt sich, dass die Anwendung von Avoided Burden im Fall einer thermischen Verwertung in einer Müllverbrennungsanlage problematisch ist. Zum einen ergibt sich in diesem Fall ein negativer Material Footprint, falls dadurch ein Steinkohlekraftwerk substituiert wird, zum anderen wird die Abfallhierarchie teilweise übergangen, da die thermische Verwertung günstiger erscheint als Recycling. Des Weiteren wurde herausgestellt, dass die oberste Priorität in der Abfallhierarchie, die Vermeidung, durch den Cut-Off Ansatz höher begünstigt wird, als durch die Avoided Burden Methode.
Poor sustainability and increasing economic shortcomings in fossil raw material use besides further technical developments of substitutes lead to a growing potential for CO2-utilisation. Hence, we balanced CO2-based methane and methanol production in a life cycle assessment and identified CO2-utilisation as a greenhouse gas saving method. However, it requires a lot of renewable energy.
Stockholm, Hamburg, Vitoria-Gasteiz, Nantes, Kopenhagen, Bristol, Ljubljana, Essen - das sind die Europäischen Umwelthauptstädte der Jahre 2010 bis 2017. Sie wurden in einem jährlichen europaweiten Wettbewerb von der Europäischen Kommission als Vorbildstädte ausgewählt. Sie zeigen aus Sicht der Europäischen Kommission, wie eine zukunftsfähige, umweltorientierte Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert aussehen kann. Welchen EU-Benchmark markieren diese acht Städte für die Gestaltung eines klimaschonenden Personenverkehrs in der Stadt?
Die EnEV ist eine Vorgabe, welche die alternativen Optionen zur Bestimmung des Energiebedarfs und seiner unterschiedlichen Deckungsoptionen mittels einer Metrik, dem ausgelösten Primärenergiebedarf - die Intention gemäß EPBD - bzw. dem ausgelösten nicht-erneuerbaren Energiebedarf - so die EnEV-Adaptation -, vergleichbar macht. Sie normiert somit ein Wettbewerbsverhältnis zwischen Optionen. Die beiden herausgestellten Entscheidungen, die EnEV-Adaptation und die Entscheidung, den Primärenergiefaktor PEFne gegen Null konvergieren zu lassen, verändern somit Wettbewerbsverhältnisse. Der Diskussionsbeitrag geht den damit im Zusammenhang stehenden Fragen nach.
Energiearmut gezielt lindern
(2016)
Die Öl- und Gaspreise sinken seit einigen Jahren wieder. Kann die aufkeimende deutsche Debatte um Energiearmut damit ad acta gelegt werden? Nein, die derzeitige Niedrigpreisphase sollte vielmehr genutzt werden, um sich auf wieder steigende Energiepreise vorzubereiten. Daher gilt es, alternative Ansätze zu diskutieren, um energiearme Haushalte besser als bislang zu identifizieren und zu adressieren. Energiearmut ist ein vielschichtiges Phänomen, das insbesondere im Bereich der Heizkosten noch viel Forschungs- und Handlungspotenzial hat.
Die Entwicklung Wolfsburgs ist eng mit dem Unternehmenserfolg der Volkswagen AG verbunden. Die strategische Allianz war lange Zeit für beide Seiten vorteilhaft, führte jedoch zu Abhängigkeiten. Zum einen trug die Verkehrs- und Stadtplanung zu einer autogerechten Stadtentwicklung bei. Zum anderen ist die kommunale Haushaltslage vom unternehmerischen Erfolg VWs abhängig. Dieser Beitrag zeichnet die Verbindung zwischen Kommunalplanung und Unternehmensinteressen nach und zeigt wie ein möglicher Paradigmenwechsel im Bereich der Stadt- und Verkehrsentwicklung aussehen könnte.
Emissions Trading Systems and Carbon Pricing schemes are spreading worldwide. This article looks at Carbon Pricing from the international perspective of the UN climate regime and describes what the Paris Agreement adopted in December 2015 means for international Carbon trading. In order to illustrate this, the authors first look back onto the provisions of the Kyoto Protocol and review its flexible mechanisms, namely International Emissions Trading, the Clean Development Mechanism (CDM) and Joint Implementation (JI). In a second step, the changes that the Paris Agreement (PA) brings about for the Carbon Markets are described. Art. 6 of the PA is analyzed, stressing that Art. 6 introduces a new element into emissions trading: all activities carried out under Art. 6 must lead to a net mitigation effect with respect to GHG reduction, thus abandoning the principle of "offsetting" that was at the heart of the project-based mechanisms of the Kyoto Protocol. The different Carbon trading options foreseen by Art. 6 are examined. Finally, the authors discuss ways forward and argue for early piloting schemes for the new "Paris mechanisms".
Früher war es viel zu umständlich, Strom wie Benzin zu verkaufen. Münzzähler mussten regelmäßig geleert werden. Das war teuer für die Lieferanten und auch lästig für die Kunden. Fortschritte in der Technik haben aber inzwischen die Situation deutlich verbessert und so dafür gesorgt, dass ein breiter Einsatz von Guthabenzählern möglich und ökonomisch vertretbar wird. Dennoch läuft der Einsatz solcher Zähler nur schleppend an. Anderswo wie in Großbritannien und Irland sind sie hingegen millionenfach verbreitet. Der Artikel gibt Hinweise auf die Ursachen und zeigt Perspektiven für eine breite Nutzung auf.
Auf dem Weg vom Energierohstoff zum Endnutzer entstehen Energieverluste durch Transport, Aufbereitung und Umwandlung, die dazu führen, dass der Primärenergieträger, also der Energierohstoff, nur mit einem bestimmten Nutzungsgrad in einen Endenergieträger (vom Endkunden eingekauften Energieträger für die Nutzung im Gebäude) umgewandelt wird. Der Kehrwert dieses Nutzungsgrades heißt "Primärenergiefaktor". Je größer der Primärenergiefaktor, desto größer die Verluste der Bereitstellung.
Staatliche Regulierung ist verpönt. Häufig läuft es dann auf den Appell hinaus: Jeder einzelne Bürger habe es selbst in der Hand. Doch die Alltagsroutinen sind in der Regel mächtiger als das Umweltbewusstsein. Beim Marmor für das Badezimmer spielen Amortisationszeiten keine Rolle. Die solare Warmwasseranlage ist dagegen oftmals "zu teuer". Gesetzliche Standards hingegen verselbstständigen Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien. Sie machen "Öko zur Routine". Dieser Artikel beschreibt die Notwendigkeit für das Schaffen neuer Routinen und zeigt wie dies durch Standards, Limits und faire Umsetzungsbedingungen sowie attraktive Alternativangebote zum gegenwärtigen, häufig nicht nachhaltigen Verhalten auch möglich ist.
Das BMUB bereitet eine Novellierung der energieökonomischen Gebäuderichtlinie (EnEV) in Deutschland vor, EnEG/EnEV und EEWärmeG sollen zusammengeführt werden. Hintergrund ist ein Auftrag aus der Europäischen Gebäuderichtlinie. Danach muss ab 2021 das (Fast-)Null-Energie-Gebäude der Standard (bei Neubauten) sein - für Gebäude der Öffentlichen Hand gilt das bereits ab 2019. Also muss definiert werden, was ein "Null-Energie-Gebäude" sein und was dabei "Energie" heißen soll. Gesetzt ist, dass "Energie" als "Primärenergie" verstanden werden soll. Die im Gebäude anfallende Energie muss dazu umgerechnet werden in ihr Äquivalent im System - dies hat der Primärenergiefaktor zu leisten. Es hört sich technisch und unpolitisch an, doch das täuscht. Entschieden wird nämlich über das Gebäudeideal in diesem Lande.
Die Energiewende erfordert eine neue Energiekultur von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Der Umstieg auf erneuerbare oder regenerative Energien folgt bislang aber vor allem technologischen und ökonomischen Prämissen. Aus nachhaltiger und vorsorgender Perspektive fehlt die Sorge um und für die Regenerationsfähigkeit der Lebensgrundlagen - auch für zukünftige Generationen. Aufgabe von Politik wäre es, Menschen zu einem regenerativen Umgang mit Energie zu befähigen.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den strukturkonservierenden Regime-Elementen der deutschen Energieversorgung. Methodisch wird dabei der Transitionsansatz von Geels genutzt. Mithilfe der Multi-Level-Perspektive wird am Beispiel der örtlichen Stromverteilnetze gezeigt: Innovationen finden in Nischen statt und müssen die Hemmnisse und das Beharrungsvermögen des nuklear-fossilen Altregimes überwinden, Anhand empirischer Analysen wird gezeigt, dass die Widerstandsfähigkeit sowie die kollektive Marktmacht des etablierten Regimes auf der Stromverteilnetzebene die zur Transformation der Energiewirtschaft erforderliche Dezentralisierung entscheidend ausbremst. Auf der anderen Seite wird dargelegt, dass Stadtwerke als örtliche Verteilnetzbetreiber wichtige Schlüsselakteure der deutschen Energiewende sind und zahlreiche Voraussetzungen erfüllen, einen grundlegenden Strukturwandel voranzutreiben. Der Trend zur Rekommunalisierung und zur Neugründung von Stadtwerken belegt dabei den Wunsch einer Verstärkung kommunalpolitischer Gestaltungsmöglichkeiten. In diesem Kontext werden Zielvorstellungen formuliert und auf erfolgversprechende Strategien zur Veränderung des Altregimes eingegangen.
Technologischer Wandel ist wichtig für die Umsetzung und den Erfolg der Energiewende, deswegen strebt die Bundesregierung mit ihrer Politik auch eine positive Innovationswirkung an. Doch welche Auswirkungen hat der politisch angestoßene Wandel des Energiesystems wirklich und welche Dynamiken werden durch ihn induziert? Eine aktuelle Studie untersucht die Sicht auf die Energiepolitik und Innovationsaktivitäten in der Energiewirtschaft und Energietechnologie-Branche. Sie zeigt die durch die Energiewende getriebenen Innovationsdynamiken, aber auch Schwierigkeiten und Herausforderungen für Politik und Unternehmen auf.
Die Transformation des deutschen Energiesystems in Richtung signifikanter Reduktion energiebedingter CO2-Emissionen kann durch eine Abfolge verschiedener Phasen beschrieben werden. Phasenübergänge ergeben sich dabei aus strukturellen Erfordernissen im Gesamtsystem bei kontinuierlichem weiteren Ausbau erneuerbarer Energiewandler, insbesondere Sonne und Wind. Die anstehende zweite Phase ist durch eine umfassende Systemintegration volatiler erneuerbarer Energien insbesondere im Bereich der Strombereitstellung geprägt. Dies erfordert sowohl eine flexible komplementäre Erzeugung als auch die Aktivierung von Flexibilitätsoptionen auf der Verbrauchsseite.
Nach einer langen Phase der Stabilität ist die Stromwirtschaft in den vergangenen 15 Jahren stark in Bewegung geraten. Mit der Liberalisierung stand zunächst der Wechsel von Gebietsmonopolen hin zu wettbewerblich organisierten Erzeuger- und Verbrauchermärkten an. Derzeit findet ein ganz ähnlicher Umbruch statt, der vom Übergang von konventioneller hin zu erneuerbarer Stromerzeugung gekennzeichnet ist. Aber sind die Paradigmen der einzelnen Phasen miteinander vereinbar und hat jede für sich noch immer ihre Daseinsberechtigung, oder ist hier eine Modifizierung notwendig? Das Strommarktdesign der Zukunft kann nicht auf einem leeren Blatt entworfen, sondern es müssen bestehende Strukturen berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist die Frage zu beantworten, ob die Wahl zwischen regulatorischen oder marktbasierten Ansätzen sich auch anhand der mit ihnen möglichen Präzision der Steuerung unterscheidet.
Zwischen Anpassungs- und Veränderungsdruck : Klimafolgenanpassung und nachhaltige Transformation
(2015)
Strategien der Klimafolgenanpassung und der nachhaltigen Entwicklung werden in Deutschland kaum aufeinander bezogen. Kurzfristige Maßnahmenplanungen zur Schadensbegrenzung dominieren das politische Handeln, Fragen nach Vorsorge- und Gerechtigkeitsaspekten kommen zu kurz. Die Entwicklung resilienter Entwicklungspfade stellt eine Herausforderung für die real existierende Problembewältigung dar. Für die Umsetzung einer nachhaltigen und resilienten Klimaanpassungsstrategie ist ein Mix aus institutionell basierten Regeln und teilhabeorientierten Realexperimenten zur Erprobung von Neuem naheliegend.
Der Beitrag widmet sich der Frage, wie suffizient private Haushalte im heutigen Wirtschaftssystem agieren können und welche Grenzen sich offenbaren. Private Haushalte sind neben den Unternehmen, staatlichen Institutionen und intermediären Organisationen eine zentrale Leistungsinstanz für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen und nehmen damit die Versorgung der Menschen ein. Haushalte bieten viel Potential für die Verankerung von Suffizienzstrategien, trotzdem gibt es gewissermaßen genauso viele Herausforderungen und Barrieren rund um diesen Themenschwerpunkt. Die Vision dabei: Durch suffizienteren Konsum könnten Haushalte in ihrem privaten Entscheidungsraum langfristig zukunftsfähiger agieren. So würde der haushaltsspezifischer Ressourcenverbrauch gesenkt und suffizientere Unternehmenslösungen würden durch ausgewählte Konsumentscheidungen von Haushalten unterstützt werden. Von dieser Vision ist die Gesellschaft aktuell aber zugegebenermaßen immer noch weit entfernt. Trotzdem erscheint es wichtig, sich diesem Thema empirisch zu nähern, insbesondere um Potentiale und Herausforderungen eines suffizienteren Handelns in den heutigen Haushaltsund Gesellschaftsstrukturen zu skizzieren. Die Argumentation des Beitrags fußt deshalb auf den Ergebnissen aus 42 qualitativen, problemfokussierten Interviews mit Verbraucherinnen und Verbrauchern in ganz Deutschland. Der Beitrag schließt mit einem Fazit und skizziert die Antwort auf die Frage, ob und wie Haushalte suffizient sein können und welche Herausforderungen sich für die Zukunft ergeben.
Im vorliegenden Beitrag soll die Rolle suffizienter Geschäftsmodelle in der Abfallwirtschaft aufgezeigt und anhand konkreter Fallbeispiele diskutiert werden. Daraus lassen sich Schlussfolgerungen zur Rolle technischer Pfadabhängigkeiten, zur Messbarkeit von Suffizienz und zur Integration von Suffizienzaspekten in der Infrastrukturplanung ziehen, die über abfallwirtschaftliche Geschäftsmodelle hinausgehen.
"Suffizienz als Geschäftsmodell" ist besonders für einen auch in jüngerer Zeit diskutierten gewinnenden Typus von Organisation von Bedeutung: den sogenannten Social Entrepreneur. Social Entrepreneure konzentrieren sich auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme und die Investoren verzichten in diesem Rahmen auf die Maximierung von Gewinnen. Der vorliegende Beitrag zeigt, warum eine auf den 4 E's (Entrümpelung, Entschleunigung, Entflechtung, Entkommerzialisierung) beruhende Idee der Suffizienz (Sachs, Polit, 1993) als Geschäftszweck von Social Entrepreneurship besonders geeignet ist. Der Beitrag geht dabei auf die Herausforderung ein, aus entsprechenden Geschäftsideen ein belastbares Geschäftsmodell zu machen, das die langfristige Existenz des Social Entrepreneurs gewährleistet. Die Herausforderung der Integration von Suffizienz in das Geschäftsmodell werden am konkreten Beispiel "Utopiastadt" in Wuppertal beleuchtet, einem Social Entrepreneur, der in mehreren Suffizienz-relevanten "Geschäftsfeldern" tätig ist.
Die Treibhausgasemissionen der Privathaushalte in Deutschland sinken nicht in dem Maße, wie es die Fortschritte in Energieeffizienz und Ausbau erneuerbarer Energien erwarten lassen würden. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die kontinuierliche Zunahme von Wohngebäuden, Wohnfläche und Ausstattung von Haushalten. Um dem Einhalt zu gebieten, braucht es Suffizienz-Strategien.
Wohnungsunternehmen können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Der folgende Artikel beschreibt ein Wohnungsunternehmen, das Suffizienz im Bauen und Wohnen als Chance begreift und aktiv umsetzt. Neben den klima- und umweltrelevanten Aspekten des Bauens und Wohnens in Deutschland und den Entwicklungen der letzten Jahre, werden auch soziale Aspekte beleuchtet bei der Frage, wie ein nachhaltiges Wohnraumangebot aussehen und entwickelt werden kann.
Ziel ist es, eine Bandbreite von möglichen Handlungsoptionen und Maßnahmen vorzustellen, die Wohnungsunternehmen bei der Entwicklung eines zukunftsfähigen Gebäudebestands umsetzen können.
Ein Lernen entlang von Projekten hat eine lange Tradition sowohl in der allgemeinen Erziehungswissenschaft als auch in einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Durch ein Lernen in Projekten erhalten Lernende die Möglichkeit sich als experimentierende und wirksame Gestalter und Gestalterinnen in Transformationsprozessen zu erleben. Der vorliegende Beitrag überträgt die Idee experimentellen Lernens auf gesellschaftliche Transformationsprozesse. Reallabore werden dann zum zentralen Ort einer lernenden Gesellschaft auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Entwicklung.
Der vorliegende Artikel hat das Themenheft "Suffizienz" der Zeitschrift Umweltwirtschaftforum eröffnet. Er hat als Ausgangspunkt die These: Sowohl Dematerialisierung (Effizienz) wie Naturverträglichkeit (Konsistenz) verfehlen ihr Ziel, nämlich Nachhaltigkeit, wenn nicht das Prinzip der Selbstbeschränkung (Suffizienz) an ihre Seite tritt. Aufgefächert wird der Begriff der Suffizienz in fünf Dimensionen: Entschleunigung, Regionalität, Gemeinwohlökonomie, Commons und Lebenskunst. Der Beitrag knüpft an den Artikel "Die vier E's: Merkposten für einen maß-vollen Wirtschaftsstil" (W. Sachs, 1993) an.
Die Landesregierung in NRW hat am 14.4.2015 den in einem aufwändigen Stakeholderprozess erstellten Klimaschutzplan vorgestellt. Eines der Ziele war, die Klimaschutzpolitik als langfristige Strukturpolitik zu implementieren und entsprechende Prozesse in die Breite der Gesellschaft zu tragen. Weitere Bundesländer und der Bund selbst haben inzwischen ähnliche Prozesse eingeleitet. In zahlreichen anderen Ländern gibt es Beschlüsse, die in diese Richtung gehen. Eine Übersicht über den Prozess der Planerstellung in NRW und über den Stand der Diskussion in Deutschland verdeutlicht, wie Klimaschutzpläne durch partizipatorische Elemente in der Erstellungsphase mehr Akzeptanz erfahren können.
Vom Inter- zum Intra-Wettbewerb : Stufen der Integration erneuerbarer Energien im Strombereich
(2014)
Deutschland ist auf dem Weg zu einem Stromsystem, welches sich zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien speist. Verschiedene erneuerbare Erzeugungsoptionen stehen dabei zur Verfügung. Noch befinden diese sich in einem koexistenten Wettbewerb mit fossilen Energieträgern (Inter-Wettbewerb). Im vorliegenden Beitrag entwerfen die Autoren ein Marktdesign, welches einen fairen Wettbewerb der erneuerbaren Erzeugungsoptionen garantieren soll (Intra-Wettbewerb). Ihr Ausgangspunkt ist dabei das Gedankenexperiment, welches einen Zustand zugrunde legt, der sich nahe am Ende des anstehenden Transformationsprozesses mit einer Erzeugungsquote von 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien befindet. Dabei analysieren sie auch die Kapazitäten und Interessen der Bundesländer beim Zustandekommen eines Intra-Wettbewerbs.
Die energetische Sanierung von Wohnhäusern wird in vielen Städten vorangetrieben. Was im Hinblick auf Energieeffizienz sinnvoll ist, kann aufgrund steigender Mietkosten zu einer Verdrängung der alteingesessenen Bewohner(innen) führen. Damit energetische Sanierung nicht dazu beiträgt, soziale Ungleichheiten auf Stadt- und Quartiersebene zu erhöhen, bedarf es sozialpolitischer Regelungen und Förderinstrumente. Doch fehlt noch eine fundierte Datenbasis, die es erlaubt, entsprechende Empfehlungen zu geben.
Zahlreiche Untersuchungen prognostizieren einen erheblichen Anstieg des globalen Ressourcenverbrauchs in den nächsten Jahrzehnten, wenn es nicht zu grundlegenden Veränderungen der Wirtschaftsweise kommt. Gegensteuern ist möglich durch politische Maßnahmen und einem Umdenken sowohl in der Produkt-Dienstleistungs-Entwicklung, bei der Gestaltung von Wertschöpfungsketten als auch im Konsumverhalten. Das Projekt BilRess identifiziert und entwickelt Angebote für alle Bildungsbereiche zum Thema Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz.
Die in diesem Artikel vorgenommene Bestandsaufnahme der verschiedenen Bildungsangebote und die Analyse der Bildungsbereiche zeigt eine Vielzahl von Verbesserungsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte zur Implementierung von Ressourcenschonung und -effizienz in die unterschiedlichen Bildungsbereiche. Dabei wird immer wieder deutlich, dass die einzelnen Bildungsbereiche nicht isoliert betrachtet werden können. Die herausgearbeiteten Handlungsempfehlungen fließen in die Erstellung einer "Roadmap Ressourcenbildung" ein.
Die Krisen der internationalen Finanzmärkte waren 1998 noch nicht Realität, Atomkraft galt in Deutschland unter der Regierung Kohl immer noch als Zukunftsoption für die kommenden Jahrzehnte und für eine Bundespolitik in Richtung Energiewende war weit und breit kein gesellschaftlicher Konsens in Sicht. Dennoch gab es schon vor der Energiewende Projekte, die sich der Steigerung der Energieeffizienz verschrieben hatten. Mit kombinierten Einspar- und Solarkraftwerken, die an Schulen mit finanzieller Bürgerbeteiligungen entstehen, sollte der Weg zu einer umweltverträglichen Energieversorgung für vier Schulen in Nordrhein-Westfalen eingeschlagen werden. Wie der vorliegende Projektbericht zeigt, konnten die Ziele des Vorhabens erreicht werden: Steigerung der Endenergieeffizienz, verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und der Einsatz dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung.
Die Transition-Town-Bewegung versteht sich als eine BürgerInnenbewegung, die den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft "von unten" vorantreibt. Sie setzt auf das Veränderungspotential von gemeinschaftlichem Handeln und verfolgt einen ganzheitlichen Bildungsansatz, der psychologische Aspekte des Wandels integriert. Die AutorInnen geben einen Einblick in das Konzept, präsentieren erste empirische Daten zur deutschen Bewegung und diskutieren ihre Potentiale und Grenzen.
Rund ein Jahrzehnt wurde in der Wissenschaft nur wenig über Suffizienz diskutiert. Im Jahr 1996 sorgte das Motto "Gut leben statt viel haben" aus der Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" noch für Schlagzeilen und regte intensive Diskussionen an. Doch in den 2000er Jahren wurde der Suffizienzdiskurs nur noch von wenigen Institutionen vorangetrieben - zu unattraktiv schien eine Debatte über Verzicht. Inzwischen hat eine Gemengelage aus verschiedenen Ereignissen und Erkenntnissen zu einer Vitalisierung des Suffizienzdiskurses geführt. Ein Auslöser von vielen ist der Anstieg der Öl- und Ressourcenpreise. Ein zweiter wichtiger Treiber: Es haben sich Zweifel über die Heilskraft von "grünen Technologien" breit gemacht. Denn die Wirklichkeit sieht, trotz beeindruckender Ausbauerfolge bei den Erneuerbaren im Stromsektor und gutem Willen der Verbraucher, nicht sehr ermutigend aus - der Ressourcenbedarf ist in Deutschland kaum gesunken, die CO2-Emissionen steigen neuerdings sogar. Suffizienz als Konzept des achtsamen Umgangs mit Ressourcen kann dazu beitragen, Verbrauchs- und Emissionsziele dennoch zu erreichen.
Im folgenden Beitrag untersuchen wir die Bürgerbeteiligung im Projekt InnovationCity Ruhr - Modellstadt Bottrop. Im Frühjahr 2010 hat der Initiativkreis Ruhr einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem die "Klimastadt der Zukunft" gefunden werden sollte. Ausschlaggebend für den Sieg der Ruhrgebietsstadt war das vorgelegte Konzept, welches Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft verbindet. Ziel von InnovationCity Ruhr ist es die CO2-Emmissionen in der Stadt bis 2020 zu halbieren und somit eine Vorbildfunktion zur sozial-ökologischen Transformation für das gesamte Ruhrgebiet einzunehmen. Anhand der (Zwischen-) Ergebnisse zweier Untersuchungen (Best 2013; Roose 2014) werden wir veranschaulichen, wie die Bottroper Bevölkerung die Beteiligungsmöglichkeiten im Projekt wahrnimmt. Darüber hinaus decken wir Hemmschwellen auf und geben Empfehlungen zu einer verbesserten Aktivierung der und breiten Beteiligung durch die Bürgerinnen und Bürger.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wird zunehmend als soziale Innovation bezeichnet. In Lernprojekten der BNE können vor Ort Themen der Stadt- und Regionalentwicklung aufgegriffen und durch Lernende projektorientiert bearbeitet werden. In dem Beitrag wird dies an zwei Fallbeispielen verdeutlicht, die jeweils durch lokale BNE-Netzwerke getragen werden. Die Netzwerke werden vor dem Hintergrund der transition theory näher beschrieben und hinsichtlich ihrer Innovations- und Diffusionskraft im lokalen Raum beleuchtet. Abschließend werden notwendige Kompetenzen der Change Agents im Netzwerk skizziert.
Implementation von Bildungsinnovationen in Netzwerken : Analyse von Schul-Unternehmens-Kooperationen
(2014)
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit der Zusammenarbeit innerhalb eines Netzwerkes auseinander und betrachtet insbesondere die Rolle der Zusammenarbeit für die Implementation schulischer Innovationen. Untersuchungsgegenstand der explorativen Studie ist ein Netzwerk bestehend aus einzelnen Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen. Anhand von zwölf leitfadengestützten Interviews mit Personen aus vier Kooperationen innerhalb des Netzwerkes wird untersucht, 1) durch welche Kriterien die Qualität der Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerkes beschrieben werden kann, 2) welche hemmenden und fördernden Bedingungen die Kooperation beeinflussen und 3) in welchem Zusammenhang die Qualität der Zusammenarbeit im Netzwerk mit der Implementation schulischer Innovationen steht. Befunde der Untersuchung geben Hinweise darauf, dass die Zusammenarbeit in Netzwerken als Instrument bei der Implementation von Innovationen angesehen werden kann und liefern mögliche Ansatzpunkte für die weiterführende Kooperations- und Netzwerkforschung.
Was erreicht eine engagierte Förderung von Pedelecs im städtischen Personenverkehr für den Klimaschutz? Diese Frage wird in zwei Szenarien für die Stadt Wuppertal beantwortet. Während das erste Szenario von einem business as usual ausgeht, nimmt das zweite Szenario eine ambitionierte Förderung von Anschaffung und Nutzung des Pedelecs an. Es stellt sich heraus, dass eine ambitionierte Förderung des Pedelecs deutlich zum Klimaschutz beiträgt. In Wuppertal reduzieren sich die CO2-Emissionen pro Kopf in der Personenmobilität bis 2050 gegenüber einem business as usual um 11%. Als besonders wirksam zur Erhöhung des Anteils des Pedelecs erweist sich die Einführung einer flächenhaften Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerorts inklusive aller Hauptverkehrsstraßen.
Können städtische und stadtregionale Verkehrskonzepte ausdrücklich am Klimaschutzziel orientiert werden, um das politisch formulierte Zwei-Grad-Ziel mit einer massiven Minderung der CO2-Emissionen von -80 bis -95 % bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 zu erreichen? Für München, Köln, Wuppertal, Tübingen, das östliche Ruhrgebiet und die Region Hannover liegen klimaschutzorientierten Szenarien zur künftigen Verkehrsentwicklung vor. Sie zeigen, wie es gehen kann.
Ausgehend von internationalen Klimaschutzzielen wird der ÖPNV in Zukunft eine tragende Rolle zur Sicherstellung der Mobilität spielen müssen. Investitionen in ein besseres ÖPNV-Angebot sind auf Grund leerer öffentlicher Kassen allerdings kaum absehbar. Darum wird eine Solidarfinanzierung für den ÖPNV vorgeschlagen: das Bürgerticket. Damit soll eine solide Finanzierungsbasis geschaffen werden. Zugleich könnte die verpflichtende Zahlung bei den Bürgern als ein zusätzlicher Anreiz zur ÖPNV Nutzung wirken.
Prepaid vor dem Rollout?
(2014)
Moderne Vorkassezähler sollten eher als "Sparzähler" bezeichnet werden, denn mehr noch als Smart Meter motiviert das Zahlen nach Bedarf nachweisbar zum sparsamen Umgang mit Energie. Das in der "et" 11/2012 diskutierte und in Großbritannien millionenfach bewährte Konzept wurde jetzt in den schwarz-roten Koalitionsvertrag aufgenommen. Der Vorschlag traf auf breite Zustimmung, rief aber auch kritische Rückmeldungen hervor.
Die Perspektive einer nachhaltigen Hochschule konzentriert sich häufig auf die ökologische und soziale Qualität des Betriebs der Einrichtung sowie die in Forschung und Lehre behandelten Inhalte. Doch bei der Idee einer nachhaltigen Hochschule geht es um mehr.
Sie stellt die Frage nach dem Verhältnis von Hochschule und Gesellschaft neu. Wie geht eine Hochschule mit zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen um? Wie interagiert sie mit den gesellschaftlichen Akteuren in ihrem Umfeld? In welcher Form bringt sie sich in nachhaltigkeits-orientierte Transformationsprozesse ein? Diese Dimensionen spielen bisher in der Diskussion um die nachhaltige Hochschule eine untergeordnete Rolle.
Der Beitrag zeigt auf, was unter einer "True University Sustainability" zu verstehen ist wo sich erste Ansätze in deutschen Hochschulen finden lassen.
Umweltverträglichkeitsprüfung und strategische Umweltprüfung als Instrumente des Ressourcenschutzes
(2014)
Vor dem Hintergrund der aktuellen Ressourcenschutzdiskussion wird im Beitrag erläutert, wie Ressourcenschutzbelange in den bestehenden UVPG-Schutzgütern, aber auch darüber hinaus in der Umweltprüfung stärker berücksichtigt werden können. In diesem Zusammenhang stellen die räumlichen und zeitlichen Systemgrenzen der Umweltprüfung eine besondere Herausforderung dar. Es werden erste Ansätze dargestellt, wie ressourcenbezogene Umweltwirkungen und stoffliche und energetische Inanspruchnahmen in die Planungspraxis übernommen werden können.
Aufgrund seiner starken Umweltauswirkungen gilt der Lebensmittelsektor durch Effekte in Produktion, Verarbeitung, Konsum und Entsorgung gemeinhin als ein wichtiges Handlungsfeld, soll eine gesellschaftliche Transformation in Richtung Nachhaltigkeit weiter vorangetrieben werden. Da Ernährungsgewohnheiten sowohl ökologische Auswirkungen induzieren als auch gesundheitliche Folgen für die Verbraucher haben, sind Konzepte gefragt, die ökologische mit gesundheitlichen Indikatoren kombinieren; diese sind jedoch bislang rar. Das vorgestellte Instrument des Nutritional Footprint greift diese Problemstellung auf und verbindet in einem innovativen Konzept jeweils vier Kernindikatoren beider Dimensionen. Mithilfe des Konzepts erhalten Verbraucher einen Überblick zu Umwelt- und Gesundheitswirkungen ihrer Ernährung. Unternehmen können wiederum interne Datensätze verwalten, Benchmarking betreiben und ihre externe Kommunikationsleistung erweitern.
Durch einen deutlichen Anstieg der getrennten Erfassung und Verwertung sowie durch Abfallvermeidung und effizientere Methoden zur Abfallbehandlung und -beseitigung konnten bislang etwa 28 Mio. t CO2 reduziert werden. Der vorliegende Beitrag zeigt, welche Handlungspotenziale und -strategien die kommunale Abfallwirtschaft hat, um aufbauend auf den bisherigen Erfolgen einen weiteren Beitrag zur Energiewende in Deutschland zu leisten. Außerdem wird gezeigt, welche Synergien und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen kommunalen Spartenunternehmen bestehen, um abfall- und energiebedingte CO2-Emissionen zu vermeiden.
Als einer der weltweit führenden Industriestandorte ist Deutschland abhängig von der Versorgung mit Rohstoffen. Aber nur noch wenige Bau- und Massenrohstoffe wie Kies, Sand oder Kalkstein können aus heimischen Lagerstätten gewonnen werden; Industriemineralien, Energierohstoffe und vor allem metallische Rohstoffe müssen in großem Umfang aus dem Ausland eingeführt werden. Strategische Ansätze wie die Ressourcenstrategie der EU oder die Ressourceneffizienzstrategie des BMU setzen daher in zunehmendem Maße auf die Senkung des Primärrohstoffverbrauchs durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen und die Erhöhung der Anteile recycelter Abfälle in Produkten - mit massiven Konsequenzen für die Planung abfallwirtschaftlicher Infrastrukturen.
SustChange-Agents - Personen, die im organisationalen Bereich Veränderungen hin zu einer nachhaltigeren Entwicklung voran bringen wollen - benötigen personale, soziale, kognitiv-methodische und sachlich-fachliche Kompetenzen. Dies hat eine qualitative Inhaltsanalyse ausgewählter Kompetenzsystematiken aus den Bereichen "Change Management" (Wandel in Organisationen), berufliche Bildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung gezeigt. Den personalen Kompetenzen fällt dabei eine besondere Bedeutung zu, da sie ebenfalls Persönlichkeitseigenschaften einschließen. Es konnte gezeigt werden, dass die allgemein diskutierten Kompetenzsystematiken implizit Aspekte jener Kompetenzen aufweisen, die im Kontext von Nachhaltigkeit angeführt werden - Nachhaltigkeit ist also auf Kompetenzebene an die Konzeptionen von Wandel und beruflicher Bildung anschlussfähig.
Die deutsche Energiewende ist eingeleitet, doch droht das Projekt ins Stocken zu geraten, wenn die Zuständigkeiten nicht geklärt werden. Da der Energiemarkt allein den Umbau der Energieversorgung nicht stemmen kann, ist die Politik gefordert. Neben dem weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien gilt es, Energieeffizienzmaßnahmen zu forcieren und das Potenzial des Energiesparens auszuschöpfen. Energieanbieter müssen verpflichtet werden, bei der Zielerfüllung eine konstruktivere Rolle zu spielen als bisher.
Die "Große Transformation" erfordert neue Formen des Wissens und der Integration von Wissen. Die sich ergebenden Herausforderungen lassen sich mit dem Begriff der transformative literacy rahmen. Sie beschreibt die Fähigkeit, Informationen über gesellschaftliche Veränderungsprozesse zu verstehen und eigenes Handeln in diese Prozesse einzubringen. Sie hat eine technologische, ökonomische, institutionelle und kulturelle Dimension - wobei oft die technologische Sicht auf Veränderungsprozesse dominiert. Um die "Große Transformation" zu meistern, muss dieses Ungleichgewicht beseitigt werden.
Pumpspeicherkraftwerke sind technisch gut für ein Angebot auf Regelenergiemärkten geeignet. Die Vorhaltung von Regelleistung schränkt jedoch die Handlungsspielräume des Speicherbetreibers auf dem regulären Spotmarkt ein. Bisherige Berechnungsmethoden erlaubten es dem Speicherbetreiber nicht, Strategien für einen zweiten Markt zu entwickeln. Die Opportunitätskosten der eingeschränkten Angebotsflexibilität auf dem Spotmarkt bestimmen deswegen die Kapazitätskosten für Gebote auf Reservemärkten, woraus sich Konsequenzen für einen optimierten Speicherbetrieb ergeben.
How does an average, aging society deal with the challenges of climatic and demographic change? In reality, the effects vary regionally. This paper explores how an urban society responds to the challenge of increasing summer temperatures using the example of Aachen, a city in North Rhine-Westphalia, Germany. The research started with the perception of heat in the working and living environment of older and thus particularly vulnerable residents. As actors of urban development actively influence living and working conditions, their projected need for action is compared to the results of a survey of the residents. It clearly showed that demographic, socio-cultural, spatial, and construction factors affected the perceptions of the residents. Climate change awareness and possible adaptation measures usually exist, but, in general, initiatives are only taken if the effect is noticed by an individual. Although not all residents and stakeholders of Aachen perceived heat waves as a problem, a variety of adaptation strategies could be established. They ranged from aspired lifestyle over individual and short-term behavioral changes to urban planning, architectural and technical measures. These measures can be used to raise awareness of climate issues and implement adaptation strategies. Thereby, all stakeholders and residents, employers and employees, homeowners and tenants, planners, architects and developers, investors and users, etc., are asked to take responsibility within their field.
Die Entscheidung für ein von volatilen Erzeugungsquellen dominiertes Stromsystem stellt an die Stabilisierung des Systems neue Anforderungen. Zugleich bieten sich neue Optionen. Die bisherige Asymmetrie, nach der für die Stabilisierung die Kraftwerksseite verantwortlich sei, ist überkommene Praxis, deswegen auch heute habituell naheliegend, aber vermutlich nicht länger effizient. Die im Titel genannten nachfrageseitigen Ausgleichsoptionen (SE & DSM) bieten sich an. Im Beitrag wird deren Potential abgeschätzt. In vier Gestaltungsfeldern wird zudem gefragt, ob die bislang von der Politik gegebenen rechtlichen Mandate konsequent SE & DSM als Option berücksichtigen. Das Ergebnis ist viermal (weitgehende) Fehlanzeige.
Das Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Stromnetz-Ausbauplanung : eine erste Bewertung
(2013)
Der Ausbau der Netze stellt nicht nur technisch, sondern auch politisch und rechtlich eine Herausforderung dar. Einigermaßen Einigkeit besteht wohl darüber, dass das Stromnetz im Zuge der Energiewende um- und ausgebaut werden muss. Darüber hinaus herrschen jedoch beträchtliche Differenzen zwischen der Öffentlichkeit sowie den Übertragungsnetzbetreibern und der Bundesnetzagentur in der Frage, welches Maß an Ausbau notwendig ist. Dies sollte sich im Prozess der Aufstellung des Bundesbedarfsplans Stromnetze in einem sauberen Kompromiss lösen lassen. Eine Analyse des ersten Erstellungsprozesses legt jedoch verschiedene Fehlentwicklungen offen, die rasch angepackt werden sollten.
Soll der Staat oder der Markt der Hauptakteur im Prozess einer "Großen Transformation" der Gesellschaft sein? Und: Welcher Staat und welcher Markt? Deutlich wird, dass eine Transformation Richtung Nachhaltigkeit nicht gelingen kann, wenn alte Rationalitäts muster - wie die vom starken Staat und vom selbstregulieren den Markt - fortbestehen. Dagegen muss ein demokratischer Prozess stehen, der auf den Fähigkeiten der Bürger(innen) basiert und der emanzipatorische und herrschafts kritische Bewegungen stärkt.
Die Suche nach einem Ausweg aus den festgefahrenen Klima- verhandlungen ist derzeit eine der wichtigsten Aufgaben der internationalen Politik. Franz Josef Radermacher (2013) versucht, so einen Weg aus dem Politikstau aufzuzeigen: In verstärktem Ausmaß sollten Privatakteure eingebunden werden und Klimaschutzmaßnahmen finanzieren, weil die internationale Staatengemeinschaft bisher daran gescheitert sei, ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll abzuschließen. Von der Staatengemeinschaft verlangt Radermacher nur noch, überhaupt irgendein Abkommen zuwege zu bringen, das die globalen Emissionen zumindest einigermaßen deckelt. Weitere Emissionsreduktionen, die "Verhandlungslücke", sollen Unternehmen und Privatpersonen übernehmen, indem sie freiwillig Emissionszertifikate im Umfang von mehreren hundert Milliarden Tonnen CO2 kaufen und stilllegen. Darüber hinaus sollen weitere 150 Milliarden Tonnen CO2 über Aufforstungsprojekte aus der Atmosphäre herausgeholt werden (Sequestrierung).
Eine oft kontrovers diskutierte Frage ist, ob eine massive Dämmung von Häusern in der Gesamtbilanz nicht mehr Ressourcenverbrauch und Emissionen verursacht, als sie im Endeffekt einspart. Zur Untersuchung dieser Frage wurde nun erstmals eine trade-off Analyse durchgeführt. Hierzu wurde ein bottom-up Wirkungsanalyse-Modell entwickelt, dessen Kern ein Emissions- und Energiemodell für den Haushaltssektor bildet, gekoppelt mit einem Ökobilanzierungs-Tool. Den Rahmen für beide Modelle bilden Energieszenarien bis 2050, die für jede Dekade Sanierungsraten und Energiemixe vorgeben. Damit können "reine" Energieszenarien um ressourcenpolitische Analysen erweitert und die Auswirkungen verschiedener Dämmstrategien ermittelt werden.
Das zentrale Ergebnis der Modellierung ist, dass zusätzliche Aufwendungen für Dämmstoffe (untersucht wurden extrudierter Polystyrolhartschaum XPS und Zellulose) sowohl ressourcen- als auch emissionsseitig in fast allen Umweltwirkungskategorien durch erhebliche Einsparungen bei der Gebäudebeheizung überkompensiert werden. Im Wesentlichen sind keine Trade-offs erkennbar und der prozentuale Beitrag der Dämmstoffe an den Umweltwirkungsindikatoren ist gering. Relevant ist dagegen die Wahl des Treibmittels bei den aufgeschäumten XPS-Dämmstoffen: Gegenüber dem in Deutschland verwendeten XPS, das weitgehend mit CO2 aufgeschäumt wird, führt ein Dämmstoff, der hohe Anteile an Fluorkohlenwasserstoffen aufweist, zu einem hohen Trade-off bezüglich der Wirkungskategorie "stratosphärischer Ozonabbau" und zu einer erkennbaren, jedoch nicht so deutlichen Wirkung auf das Treibhaus-Potenzial. Eine Sensitivitätsanalyse mit dem alternativen Dämmmaterial Zellulose zeigt, dass sich die an sich schon geringen Anteile der Dämmstoffe an den Umweltwirkungsindikatoren weiter verringern. Hinsichtlich der Materialintensität sind XPS- und Zellulose-Dämmung jedoch mit vergleichbaren Auswirkungen verbunden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass für beide Materialien ambitionierte Dämmstoffstrategien im Hinblick auf alle in dieser Studie analysierten Faktoren einen wesentlichen Beitrag sowohl zu Materialeffizienz- als auch zu Emissionsminderungszielen leisten können.
Die atompolitische Wende der Bundesregierung hatte zahlreichen Spekulationen und Befürchtungen Raum gegeben. Es wurde gemutmaßt, dass Deutschland zum Nettostromimporteur werden könnte, sollten die Kraftwerke (wie im Sommer 2011 beschlossen) dauerhaft außer Betrieb bleiben. Darüber hinaus nahm man an, dass die in Deutschland entfallende Stromerzeugung durch Kohlekraftwerke oder durch Importe aus französischen oder tschechischen Atomkraftwerken ersetzt würde und dass Strompreise sowie CO2-Emissionen deutlich ansteigen würden. Inzwischen liegen vorläufige Energiebilanzen und Marktdaten für das Jahr 2011 vor, die viele dieser Befürchtungen widerlegen. Der hier vorgenommene Ausblick auf die mögliche Entwicklung in den kommenden Jahren zeigt zudem, dass die Bilanz von 2011 keine Momentaufnahme sein muss, sondern dass der gegenüber 2010 wegfallende Kernenergiestrom - bilanziell gesehen - voraussichtlich bereits ab 2013 allein durch eine erhöhte regenerative Stromerzeugung kompensiert werden kann.
Städte haben in dreierlei Hinsicht eine Verbindung zum Klimawandel. Als Verursacher sind sie für einen wesentlichen Anteil der anthropogen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig sind sie von den Folgen des Klimawandels, z. B. durch zunehmende Hitzebelastung, Starkregenereignisse und Überschwemmungen, besonders betroffen. Schließlich können Städte als Experimentierfeld für die Entwicklung und Umsetzung von Klimaschutzkonzepten, Technologien und Maßnahmen dienen. Sie sind damit Initiator für einen Transformationsprozess hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung.
In einigen Städten und Gemeinden in Deutschland sind in den letzten Jahren Klimaschutzkonzepte erstellt worden. Am Beispiel des vom Wuppertal Institut für die Stadt Köln erstellten Teilkonzeptes "Verkehr" sowie weiterer Erfahrungen und Erkenntnisse im kommunalen Klimaschutz zeigt der Beitrag auf, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um mittelfristig die verkehrsbedingten Emissionen in den Städten zu verringern.
Mit Steigerungen der Energie- und Ressourceneffizienz sind gelegentlich sog. Rebound-Effekte verbunden. Die durch die Effizienzsteigerung eingesparten Kosten führen dann durch verstärkte Nutzung oder zusätzlichen Konsum und damit verbundener Produktion zu weiterem Energie- und Ressourcenverbrauch. Obwohl oft und gerne vergessen wird, dass Rebound-Effekte durchaus auch Indikatoren positiver Entwicklungen sind, reduzieren sie unstrittig erzielte Effizienzgewinne. Aber welchen Umfang haben diese Effekte überhaupt? Und gibt es Möglichkeiten, ihren Einfluss zu schmälern?
Jährlich werden schätzungsweise 800 000 Haushalte aufgrund von Stromschulden von der Energieversorgung abgeklemmt. Würde bei der Standardisierung der zukünftig flächendeckend zum Einsatz kommenden intelligenten Stromzähler (Smart Meter) eine Prepaidfunktion berücksichtigt, ließen sich die mit Energiearmut einhergehenden Probleme mindern. Prepaidzähler vermeiden nicht nur weiter zunehmende Stromschulden, sie führen auch dazu, dass bewusster und sparsamer mit Strom umgegangen wird. Daher ist eine Vorgabe im Energiewirtschaftsgesetz zu empfehlen, die Sperrungen verbietet und stattdessen die kostenlose Installation eines Prepaidzählers vorschreibt.
Ein Stromsystem in Deutschland, das sich zu 100 % aus Sonne und Wind speist, erscheint wie die Vorstellung eines Extrems. Und doch gilt: Darauf hinzulaufen, ist als Entwicklung hierzulande angelegt. Diese Formulierung deutet an, dass wir uns generell in einer sog. pfadabhängigen Entwicklung befinden und überdies aktuell Zeitzeugen einer Gabelungssituation sind. Das wird in Deutschland kaum wahrgenommen. Deshalb wird hier ein Gedankenexperiment geboten, diese Tendenz als Ergebnis eines bestehenden Kräfteparallelogramms darzustellen, das zugleich eine Einschätzung des Energie-Sondergipfels vom 2.11.2012 liefert. Es wird einem Ansatz gefolgt, in dem die Darstellung der Systemveränderung „komparativ statisch“ vorgenommen wird, gemäß der populär formulierten Maxime "Vom Ende her denken" - und das wird verbunden mit der Analyse dynamisch-rückgekoppelter Treiber-Elemente. Für "das Ende", den eingeschwungenen Zustand nach der Systemtransformation, wird das Jahr 2050 gesetzt.
Der Umbau der durch den Einsatz fossiler Energieträger dominierten Energiesysteme steht weit oben auf der politischen Agenda. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels, der Ressourcenverknappung und des ökonomischen Aufholens der Schwellen- und Entwicklungsländer wird diese Frage immer dringlicher. Zahlreiche politische, gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Herausforderungen sind mit diesem Umbau verbunden. Angesichts der Langlebigkeit der heute gebauten Infrastrukturen ergibt sich hieraus ein zentrales Feld für die wissenschaftliche Zukunftsforschung. Der Einsatz von Energieszenarios ist über Jahre erprobt und trotz zahlreicher methodischer und inhaltlicher Unsicherheiten bei der Erarbeitung der Szenariostudien bleiben sie unersetzlich - sofern sie wissenschaftliche Standards hinsichtlich der Wertneutralität und Überprüfbarkeit erfüllen. Auch in der geographischen Forschung findet sich das Thema "Energie" wieder verstärkt auf der Agenda. Bereits vor dem Hintergrund der Ölpreiskrisen in den 1970er-Jahren setzten sich Geographinnen und Geographen mit Energiethemen auseinander - angesichts des anstehenden Umbaus der Energiesysteme wird auch wieder die Frage aktuell, inwiefern sich die Transformation des Energiesystems und die Raumstruktur gegenseitig beeinflussen. Dabei werden nicht nur inhaltliche Fragen aufgeworfen, vielmehr ist auch zu klären, wie sich das Thema "Energie" in die etablierten geographischen Forschungsdisziplinen von der Klimageographie über die Wirtschafts- und Bevölkerungsgeographie bis hin zur Siedlungsgeographie eingliedern lässt. Die Ausführungen im vorliegenden Artikel gehen noch einen Schritt weiter und werfen die Frage auf, inwiefern sich durch die Verbindung geographischer Forschung und Energiethemen auch ein neues methodisches Experimentierfeld auftut. Konkret wird aufgezeigt, dass die Geographie verstärkt den Blick in die Zukunft wagen und sich von der Analyse rezenter Strukturen lösen sollte. Die Frage der zukünftigen Raumstrukturen angesichts des Umbaus der Energiesysteme ist von zentraler Bedeutung, unter Anwendung von Methoden der wissenschaftlichen Zukunftsforschung muss die Geographie hier antworten liefern.
Veränderungsprozesse hin zu nachhaltigen Gesellschaften werden bis heute blockiert. Im Text werden diese Blockaden auf der Ebene der Theorie und Konzeption untersucht. Oft soll das Neue der Nachhaltigkeit mit alten Rationalitätsmustern erreicht werden - mit alten Konzepten von Gerechtigkeit, Produktivität, Eigentum. Aber der nachhaltige Gerechtigkeitsanspruch, der Rücksicht auf zukünftige Generationen einfordert, kann mittels der Theorie von John Rawls nicht eingelöst werden. Denn dort besteht unter dem Schleier der Unwissenheit der jeweils Andere nur abstrakt, ohne eigene Stimme. Und der nachhaltige Anspruch des Produktivitätserhalts kann mit dem in den Wirtschaftswissenschaften vorherrschenden Produktivitätskonzept, das auf Adam Smith zurückgeht, ebenfalls nicht eingelöst werden, da es die sorgenden Tätigkeiten von Frauen und die Produktivität der Natur aus dem Ökonomischen ausgrenzt. Und schließlich das Eigentum: In der erstmals von John Locke konzipierten bürgerlichen Eigentumsgesellschaft entstehen Eigentum und Wert nur im unmittelbaren Umwandlungsakt von Natur in Waren. Herrschafts-Eigentum über Ressourcen schließt andere von der Nutzung aus. Die Geschichte einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung bedarf daher ganz anderer, neuer Erzählungen.
Die globalen Rohstoffmärkte weisen Defizite mit erheblichem Konfliktpotenzial auf. Die Bewältigung von Umweltbelastungen, Ressourcenkonflikten, illegalem Handel und Preissprüngen bedürfen einer institutionellen Ordnung. Eine global nachhaltige Ressourcennutzung erfordert verbesserte und neue Governance-Mechanismen, die sowohl privatwirtschaftliche als auch staatliche Akteure einbeziehen. Mögliche neue Governance-Ansätze wären die Gründung einer International Resource Management Agency, die Schaffung eines internationalen Metall-Covenants und eines Abkommens zum nachhaltigen Ressourcenmanagement.
Nationale und internationale Umweltdebatten fokussieren oft auf das Ziel, eine Senkung der Treibhausgasemissionen zur Schonung des Klimas zu erreichen. Entsprechend stehen die Themen "Erneuerbare Energien" und "Energieeffizienz" vermehrt im Vordergrund. Die Ökodesign-Richtlinie 2009/32/EG war ein Beispiel für diese Vorgehensweise. Obwohl die Richtlinie prinzipiell alle Umwelteffekte im Lebenszyklus eines Produktes in den Blick nimmt, lag der Fokus der bislang beschlossenen Durchführungsmaßnahmen auf der Steigerung der Energieeffizienz.
Im Rahmen der Richtlinie wurde bereits bedeutsam in die Gestaltung von energiebetriebenen Produkten wie z. B. Kühlschränken und Lampen eingegriffen und durch die erlassenen Mindesteffizienzanforderungen ein entscheidender Beitrag geleistet, die CO2-Emissionen zu reduzieren.
Mit der geänderten Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG wurde der Geltungsbereich auf energieverbrauchsrelevante Produkte erweitert, so dass sich die Frage stellt, ob im Zuge dieser Erweiterung andere Umweltziele stärker in den Mittelpunkt rücken. Zwar spielt die Wirkung auf den Energieverbrauch auch bei zahlreichen nichtenergiebetriebenen bzw. energieverbrauchsrelevanten Produkten eine entscheidende Rolle, doch gerade die Frage, welche weiteren Ressourcen bei den einzelnen Produktgruppen klimapolitisch bedeutsam sind, muss produktspezifisch neu beantwortet werden.
Vor diesem Hintergrund wird dieser Artikel aufzeigen, welche Fragen bei der Untersuchung neuer Produktgruppen wie z. B. Dämmstoffe und Fenstern aufkommen werden und es wird eine erste Einschätzung gegeben, wie eine neue Ressourcenbetrachtung innerhalb der Ökodesign-Richtlinie aussehen kann.
Mit dem Kernenergieunfall im japanischen Fukushima im März 2011 ist die Diskussion über das Für und Wider der Nutzung der Kernenergie für die Stromerzeugung in Deutschland neu entbrannt. Die Frage nach den Auswirkungen eines beschleunigten Ausstiegs aus der Kernenergienutzung auf die Entwicklung der Strompreise in Deutschland bildete in den vergangenen Monaten einen Schwerpunkt der öffentlichen Diskussion. Allerdings halten nicht alle Aussagen, die hierzu veröffentlicht wurden, einer kritischen Analyse stand, was zum Teil auch an zugrunde liegenden politischen Motiven gelegen haben mag. Eine Untersuchung fundierter Studien und ausgewählter Stellungnahmen zeigt, dass sich die befürchteten kurzfristigen Preiseffekte in ü̈berschaubaren Grenzen halten werden.
80 % weniger Treibhausgasemissionen pro Person bis 2050 im Vergleich zum Basisjahr 1990 - mindestens - aber besser noch: 95 % weniger! So lautet die Herausforderung, die der Klimaschutz an ein zukunftsfähiges Deutschland und an einen zukunftsfähigen Stadtverkehr stellt. Das ist keine Kleinigkeit, die sich mit Verbesserungen im Detail erreichen ließe. Mit welchen Strategien kann also das angesagte Leitbild einer (fast) CO2-emissionsfreien Stadt im städtischen Personenverkehr verfolgt werden? Und in welchen Größenordnungen muss dabei eigentlich gedacht und gehandelt werden? Diesen Fragen nach den erforderlichen CO2-Minderungen wird mit einem Backcasting-Szenario, einem "Szenario des Erforderlichen" am Beispiel der Großstadt Wuppertal nachgegangen.
Um das vom Weltklimarat (IPCC) geforderte 2°C-Ziel einhalten zu können, ist eine Reduktion der globalen CO2-Emissionen um 80% bis 2050 gegenüber dem Stand von 1990 zwingend notwendig. Hierbei wird auch solarthermischen Kraftwerken eine immer größere Bedeutung beigemessen. Im BLUE Map-Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA), das von einer CO2-Reduktion um 50% bis 2050 gegenüber 2005 ausgeht, müssen im Jahr 2050 ca. 11% (4.754 TWh) des weltweiten Strombedarfs durch Sonnenenergie gedeckt werden (IEA 2008). Neben Photovoltaik sollen solarthermische Kraftwerke (Concentrated Solar Power, CSP) etwa 46% (ca. 2.200 TWh) der prognostizierten Menge an Solarstrom erzeugen. Im Energy[R]evolution Szenario von Greenpeace International und EREC (European Renewable Energy Council) aus dem Jahr 2008 werden rund 6.000 TWh an CSP-Strom im Jahr 2050 angenommen (bei einer installierten Leistung von 801 GW), während andere Studien bis zu 1.000 GW installierter Leistung in 2050 betrachten (Viebahn et al. 2010). Die DESERTEC-Initiative gibt ein Ziel von 5.000 GW installierter Leistung im Jahr 2050 vor.
Der Export von CSP-Technologien in die "Sunbelt"-Regionen bietet große Chancen für deutsche Anlagenbauer. So sind u.a. Schott Solar, die Ferrostaal Group mit ihrem Geschäftssegment "Solar Energy", Flagsol, die Solar Power Group, Solar Millenium und Fichtner Solar auf dem Gebiet CSP aktiv. Schott Solar (Receiver) und Flabeg (Spiegel) haben eine weltweit führende Markstellung inne. Große deutsche Energieversorger und Anlagenbauer wie E.On, RWE und Siemens gehören zum Industriekonsortium der Desertec Industrial Initiative, die den Ausbau von CSP in der MENA-Region vorantreiben will. Die Initiative wurde von der Münchener Rück angestoßen.
In diesem Artikel wird dargestellt, welche Aktivitäten deutsche Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette bislang aufweisen und wie ihre Marktstellung im Vergleich zu führenden internationalen Unternehmen zu bewerten ist. Anschließend wird auf Basis von vorliegenden Energieszenarien ermittelt, welche messbaren ökonomischen Effekte für deutsche Unternehmen, z.B. zusätzliche Wertschöpfung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze, aus den genannen Potentialen resultieren. Die Ergebnisse basieren auf einer Studie des Wuppertal Instituts, die im Auftrag von Greenpeace Deutschland und der DESERTEC Foundation erstellt wurde.
Die Effizienz- und die Konsistenzstrategie können den globalen Energie- und Ressourcenverbrauch nicht eindämmen - vielmehr bedarf es wirksamer Suffizienzmaßnahmen, also einer Mäßigung in bestimmten Lebensbereichen, damit die natürlichen Ressourcen nicht weiter übernutzt werden. Doch wie können sich suffiziente Lebensstile durchsetzen? Dazu muss ein gesellschaftlicher Transformationsprozess initiiert werden, der sowohl eine Umdeutung des Konsumverhaltens als auch eine Umdeutung von Produkten einschließt. Beispiele aus unserer Kulturgeschichte zeigen, dass dies funktionieren kann.
Globale Szenarien wie der Klimawandel erfordern in Industrienationen ein innovatives Leitbild, wie das der nachhaltigen Entwicklung. Das Leitbild zu kommunizieren und mit den Menschen eine nachhaltige Entwicklung zu gestalten, ist eine zentrale Aufgabe der Nachhaltigkeitskommunikation. Der Artikel argumentiert, dass die Potenziale in massenmedialen Unterhaltungsformaten bislang unzureichend ergründet und für eine Nachhaltigkeitskommunikation nutzbar gemacht worden sind. Das wird anhand der Kommunikationsstrategie Entertainment-Education (E-E) näher erörtert. E-E ermöglicht eine wissenschaftliche Betrachtung von Nachhaltigkeitsinhalten und zeigt Einflussmöglichkeiten, in Wissen, Einstellungen und Verhalten der Nutzer/-innen und für soziale Wandlungsprozesse, auf.
Ein institutionelles Reformprogramm zur Förderung transdisziplinärer Nachhaltigkeitsforschung
(2010)
Die deutsche Politik orientiert sich in weiten Teilen an Nachhaltigkeit. Da erstaunt es, dass transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung im Land kaum etabliert ist. Ein institutionelles Reformprogramm, das die besonderen Strukturbedingungen des deutschen Wissenschaftssystems berücksichtigt, vermag dies zu ändern.
Die multilaterale Politik bekennt sich zum Zwei-Grad-Ziel, um den Klimawandel zu begrenzen. Sie stützt sich dazu explizit auf Empfehlungen "der Wissenschaft". Bemerkenswert ist, dass sie sich dabei nicht - was doch naheläge - auf das IPCC beruft. Dieses Gremium hat sich nämlich explizit versagt, "Werturteile" wie das Zwei-Grad-Ziel zu formulieren. Da die Politik aber nach solchen Urteilen verlangt, bedient sie sich pragma tisch an anderer Stelle - bei einer Wissenschaft, die nicht strikt zwischen Fakten und Werturteilen trennt. Letzteres sollte auch ein Kennzeichen einer Wissenschaft von der Nachhaltigkeit (sustainability science) sein.
Hintergrund: Die Bezugsquellen und Transportwege von fossilem Erdgas werden sich in den kommenden beiden Dekaden diversifizieren. Veränderungen der Lieferstruktur, verbunden mit weiteren Transportentfernungen und dem Neubau von Pipelines sowie der verstärkte Einsatz von verflüssigtem Erdgas (LNG - Liquefied Natural Gas) sind zu erwarten. Entsprechend werden sich auch die vorgelagerten Prozessketten und die damit verknüpften THG-Emissionen verändern. Im Sinne einer korrekten und ganzheitlichen Bilanzierung der Lebenszyklusemissionen und weitgehender Treibhausgasminderungsziele, sind die vorgelagerten Emissionen eine nicht zu vernachlässigende Größe. Gleichzeitig wird Biomethan als Beimischung zum fossilen Erdgas an Bedeutung gewinnen. Obwohl seine Verbrennung als klimaneutral gewertet wird, sind die Prozesse zur Herstellung von Biomethan mit Emissionen verbunden.
Die Treibhausgasemissionen (THG) der Vorketten von in der EU eingesetzten Energieträgern werden in der neuen EU-Kraftstoffqualitätsrichtlinie (vom Dez. 2008) reguliert. Ihre Höhe und ihre Entwicklung wird für die klimapolitischen Diskussionen und politische Entscheidungen somit immer wichtiger.
Ziel: Vor dem Hintergrund der angesprochenen Aspekte sollen die zukünftige Entwicklung der Gasversorgung in Deutschland und die Veränderungen der vorgelagerten THG-Emissionen von Erdgas und Biomethan ermittelt werden. In zwei Szenarien werden die mit der Herstellung und dem Transport von Erdgas und Biomethan verknüpften Emissionen bis zum Jahr 2030 einschließlich des zu erwartenden technischen Optimierungspotenzials bilanziert. Mittels dieser Analyse können Einschätzungen der zukünftigen Emissionspfade und der durchschnittlichen Emissionen (Klimaqualität) des eingesetzten Gases (als Mischung fossiler und biogener Gase einschließlich der damit verbundenen Prozesskettenemissionen) gegeben werden. Diese können als Grundlage für energie- und klimapolitische Entscheidungen dienen.
Ergebnisse und Diskussion: Nach Erläuterung der Prozesskette von Biomethan werden die zu erwartenden technischen Entwicklungen der einzelnen Prozessschritte (Substratbereitstellung, Fermentierung, Aufbereitung, Gärrestnutzung) diskutiert und die Höhe der hiervon zu erwartenden Emissionen bilanziert. Basis sind Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung des Wuppertal Instituts zur Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz. Dabei gehen wir davon aus, dass die nächste Anlagengeneration "optimierte Technik" das aus heutiger Sicht bestehende Optimierungspotenzial des heutigen Stands der Technik ausschöpfen wird, sodass sich die spezifischen, auf den Heizwert des Biomethan bezogenen, THG-Emissionen der Vorkette von aktuell 27,8 t CO2-Äq/TJ auf 14,8 t CO2-Äq/TJ in 2030 fast halbieren werden.
Die zu erwartenden Emissionen der Erdgasprozesskette wurden in einem Vorgängerartikel bereits im Detail analysiert. Bei der Förderung und der Transportinfrastruktur ist ebenfalls eine Optimierung der Technik zu erwarten. Die dadurch erzielte Verringerung der spezifischen THG-Emissionen kann die aus den künftig längeren Transportstrecken und aufwendigen Produktionsprozessen resultierende Erhöhung ausgleichen.
Abschließend werden zwei Szenarien (Hoch- und Niedrigverbrauch) der künftigen Gasversorgung Deutschlands bis 2030 aufgestellt. Im Hochverbrauchszenario wird damit gerechnet, dass der Gaseinsatz in Deutschland um 17 % steigen wird. Im Niedrigverbrauchszenario wird er dagegen um etwa 17 % sinken. Gleichzeitig wird der Anteil von Biomethan am eingesetzten Gas auf 8 bzw. 12 % ansteigen. Die - direkten und indirekten - Treibhausgasemissionen der Gasnutzung in Deutschland werden im Niedrigverbrauchszenario um 25 %, d. h. überproportional von 215,4 Mio. t CO2-Äq auf 162,4 Mio. t CO2-Äq zurückgehen. Im Hochverbrauchsszenario steigen die Gesamtemissionen leicht um 7 % (auf 230,9 Mio. t CO2-Äq) an.
Schlussfolgerungen: Gasförmige Energieträger werden in den kommenden beiden Dekaden eine zentrale Säule der deutschen Energieversorgung bleiben. Insgesamt zeigt sich, dass die THG-Emissionen der Nutzung von Erdgas v. a. von den Verbrauchsmengen der Gasversorgung abhängig sind. Das heißt, dass sowohl aus klima- als auch aus energiepolitischer Sicht die Steigerung der Energieeffizienz ein zentraler Faktor ist. Daneben bestehen sowohl in der verstärkten Nutzung von Biomethan als auch in der weiteren Investition in emissionsoptimierte Technologien entlang der Vorketten signifikante Emissionsminderungspotenziale. Hierdurch kann die "Klimaqualität", d. h. die spezifische Treibhausgasemissionshöhe über alle Prozessstufen, des eingesetzten Gases deutlich verbessert werden. Die spezifischen Gesamtemissionen pro TJ eingesetzten Gases werden hierdurch um ca. 9 % von heute 63,3 t CO2-Äq pro TJ auf etwa 54,5 t/TJ sinken. Entscheidend ist hierfür der verstärkte Einsatz von Biomethan, dessen Verbrennung aufgrund der biogenen Herkunft des Kohlenstoffs weitgehend klimaneutral ist (im Vergleich zu direkten Emissionen von 56 t CO2/TJ bei der Verbrennung von Erdgas oder 111 t CO2/TJ bei z. B. Braunkohle). Die Vorteile der gasförmigen Energieträger in der Klimaqualität und effizienten Nutzung werden - insbesondere auch in der künftig zu erwartenden Beimischung von Biomethan - auch zukünftig Bestand haben.
Der (Flug-)Verkehr nimmt zu - auch in Zeiten des Klimawandels : wie kommt es zu diesem Paradox?
(2010)
Zum Flugverkehr als klimapolitischem "Ausreißer" wird zweierlei gefragt: 1. Nach dem zentralen Grund für die auf Expansion gerichtete Sonderstellung des (Flug-)Verkehrs; 2. Wie im konkreten Falle, bei der Erweiterung der Kapazität des Flughafens München, die klimapolitischen Randbedingungen marginalisiert werden.
Der Ölpreis wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Die OPEC spielt bei der Preisbildung derzeit nur eine geringe Rolle. Ein Peak Oil wird die Ölpreise stark beeinflussen und zahlreiche Ausweichdynamiken in Gang setzen, die in ihrer Struktur und Quantität bisher jedoch meist unverstanden sind. Ein ökonomischer Ansatz zu deren Bewertung greift aufgrund vorliegender nicht-ökonomischer Hemmnisse zu kurz. Eine Folge von Rohstoffverknappungen ist eine steigende Energieunsicherheit auf globaler Ebene. Daher ist ein grundsätzlicher Umbau der heutigen Versorgungsstrukturen geboten, um in Zukunft besser gegen strukturelle Unsicherheiten gerüstet zu sein.
Die Vision einer klimafreundlichen zukünftigen energetischen Nutzung von Wasserstoff ist untrennbar mit dessen Erzeugung auf der Basis von regenerativer Energie verknüpft. Für einen Übergangszeitraum kann der Rückgriff auf anderweitig in Industrieprozessen erzeugten Wasserstoff einschließlich vorhandener Infrastrukturelemente sinnvoll sein. Nordrhein-Westfalen bietet hierfür mit dem Rhein-Ruhr-Raum besonders günstige Voraussetzungen und verfügt über zahlreiche Standorte, die sich für energetische Pioniernutzungen von Wasserstoff anbieten. Der Beitrag verknüpft die Erhebung der verfügbaren Wasserstoffmengen in NRW mit der Modellierung des Aufbaus einer Wasserstoffinfrastruktur in NRW und stellt dabei die besondere Ausgangslage des Bundeslandes heraus.
Finanzmärkte und Klimasystem haben eines gemeinsam: Sie sind Gemeingüter, wurden aber übernutzt wie die sprichwörtliche Gemeindewiese. Sie sollten allen zugutekommen, wurden jedoch nach dem Recht des Stärkeren zur Bereicherung weniger missbraucht. Damit sich das in den jetzigen Krisen nicht wiederholt, müssen die Industrieländer sicherstellen, dass die staatlichen Mittel, die sie für die Bankenliquidität mobilisieren, zugleich für klimapolitische Projekte eingesetzt werden. Bisher jedoch geschieht das Gegenteil: Unsere Wirtschaftsordnung lädt die (Finanz-) Marktakteure geradezu ein, die öffentlichen Güter auszubeuten.
Entertainment-Education (E-E) ist eine Kommunikationsstrategie, die unterhaltende und bildende Elemente in Medienbotschaften integriert. Dieser Artikel zeigt, wie die "Unterhaltungsseite" und die "Bildungsseite" in den Niederlanden und den USA zusammen gebracht werden, um gesellschaftliche Gruppen zu erreichen, die auf eine emotionale Art der Informationsvermittlung ansprechen. Es wird diskutiert, was diese Modelle für die Entwicklung und Umsetzung von Entertainment-Education in Deutschland bedeuten könnten.
CO2-Abscheidung und -Lagerung bei Kohlekraftwerken : kein Beitrag zur Lösung des Klimaproblems
(2009)
Kohlekraftwerken nachgeschaltetes Carbon Dioxide Capture and Storage (CCS) dominiert die Debatte um CCS - zu Unrecht. Die Förderung dieser Anwendung torpediert den Übergang zu einem klimaneutralen Energiesystem: Sie schafft Anreize, weiter in die Kohleverstromung zu investieren und sie bedingt Wettbewerbsvorteile gegenüber Strom aus erneuerbaren Quellen. Dabei verursacht die Technologie aufgrund des Energieaufwands zur CO2-Abscheidung hohe Treibhausgasemissionen: Somit kann sie kein Element zur Lösung des Klimaproblems sein. Selbst ob und wie stark sie zur Emissionsminderung beiträgt, ist strittig - und hängt von der Wahl der Systemgrenzen ab.
Die Ausarbeitung eines Konzepts für Nachhaltigkeitsbildung, welches das Ziel hat, nachhaltige Lebensstile zu befördern, muss zwei Barrieren überwinden können: die eine vom Nichtwissen zum Wissen, die andere vom Wissen zum Handeln. Sie zu überwinden, haben sich u. a. zwei Forschungsstränge zum Ziel gesetzt: Die pädagogische Kompetenzforschung, welche die für eine nachhaltige Denk- und Handlungsweise notwendigen Fähigkeiten aufdeckt, und die umweltpsychologische Theorieentwicklung, welche das Zusammenspiel von Umweltbewusstsein und andere auf das Umwelthandeln einwirkende Faktoren fokussiert. Die "Forschungsgruppe Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren" des Wuppertal Instituts hat durch den Versuch, beide Stränge zu integrieren, ein eigenes Bildungs- und Kommunikationskonzept zur Förderung nachhaltiger Denk- und Handlungsweisen entwickelt und in die praktische Bildungsarbeit übersetzt. Die Theorie und Praxis dieses Bildungskonzepts sollen hier vorgestellt werden.
Die drei Partner der Europäischen Gesetzgebung haben sich Ende Juni 2008 auf die Einbeziehung des Luftverkehrs in den Europäischen Emissionshandel verständigt. Das Besondere daran ist, dass nicht lediglich der EU-interne, sondern der "internationale" Luftverkehr der EU adressiert wurde, d.h. sämtliche EU-Territorium berührenden Flüge einbezogen sind. Diese "sektorale" Ausweitung des Emissionshandels hat in mehrererlei Hinsicht Pilotcharakter: (i) für die regionale Ausweitung des Emissionshandels der EU; (ii) für den Typ "Sektorabkommen" unter der UNFCCC-Nachfolgeregelung ab 2013; und (iii) für den Ansatz "asymmetrischer" Erweiterung des Klimaregimes seitens einer Regionalmacht, die gewillt ist, eine Vorreiterrolle einzunehmen, aber nicht bereit ist, dafür Wettbewerbsnachteile hinzunehmen. Dass der für (Langstrecken-) Luftverkehr spezifische zusätzliche Klimaeffekt nicht in Ansatz gebracht wurde, hat hier, in der WTO-Konfliktträchtigkeit des Vorgangs, seinen Grund.
Klimasensitivität, Leben und die Grenzen der Science-Kultur : zum vierten IPCC-Sachstandsbericht
(2008)
Das IPCC hat mit seinem jüngsten Bericht eine Alarmstimmung ausgelöst. Unter anderem erhöhte es die "beste Schätzung" der Klimasensitivität (Temperaturerhöhung bei Verdoppelung der CO2-Konzentration) von 2,5 Grad auf 3 Grad. Ist diese Korrektur der Beginn einer Tendenz? Das Klimaproblem drängt die Science-Kultur, ihre Grenzen zu überschreiten und das Klimasystem als Teil des Klima-Erdsystems zu fassen, wobei zunehmend Lebensphänomene zu berücksichtigen sind. Diese dürften die Sensitivität des Systems besonders beeinflussen.
Ziel - In diesem Beitrag sollen die mit der Erdgasbereitstellung für den deutschen Markt verbundenen Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Prozesskette dargestellt werden, um eine Gesamtbewertung der mit seiner Nutzung verbundenen Treibhausgasemissionen und einen Vergleich mit den entsprechenden Emissionen anderer Energieträger zu ermöglichen. Dabei werden die in bis 2030 zu erwartenden dynamischen Veranderungen sowohl der Gasherkunft, als auch der Technik bei Förderung, Aufbereitung und Transport detailliert berücksichtigt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Emissionen der Erdgasbereitstellung aus Russland, das seine Rolle als führender Erdgaslieferant ggf. noch weiter ausbauen wird.
Ergebnisse und Diskussion - Die Analysen dieses Beitrags zeigen, dass sich die Bezugsstrukturen für Erdgas in den nächsten zwei Jahrzehnten signifikant verändern werden. Die Förderung in der EU wird deutlich zurückgehen und der Anteil russischen und norwegischen Erdgases sowie von verflüssigtem Erdgas LNG (z.B. aus Algerien und Ägypten) wird zunehmen. Obwohl hierdurch die Emissionssituation potentiell ungünstiger wird, können steigende Emissionen durch die erforderlichen umfangreichen Investitionen teilweise kompensiert werden, weil ältere und ineffizientere Technik durch den aktuellen Stand der Technik ausgetauscht wird. Im Ergebnis werden sich die gegenläufigen Trends in etwa aufheben und die Treibhausgasemissionen der Erdgasbereitstellung - je nach Investitionsumfang - leicht sinken, d.h. bei etwa 12% der direkten Treibhausgasemissionen liegen. Für die beiden hier berechneten Szenarien-Varianten wird eine Senkung der gesamten Vorketten-Emissionen des in Deutschland genutzten Gases von rund 23 Mio. t CO2-Äquivalent (2005) auf 19,5 bzw. 17,6 Mio. t CO2-Äquivalente bis 2030 angenommen. Bei der ersten Variante können trotz steigenden Gasverbrauchs die Emissionen mittels technischer Verbesserungen reduziert werden, während bei der zweiten Variante der erhebliche Rückgang des Gasimports Hauptgrund für die Emissionsreduktion ist.
Schlussfolgerungen - Derzeit liegen die indirekten Treibhausgasemissionen der Erdgasbereitstellung etwa auf dem Niveau der anderen fossilen Energieträger, Öl und Steinkohle. Beim Erdgas wird diese Höhe in den nächsten Jahrzehnten sogar stark absinken, wenn die großen Optimierungspotentiale konsequent umgesetzt werden. Allerdings sind für die Sicherstellung der Erdgasversorgung umfangreiche Investitionen erforderlich. Diese sollten mit der aus Emissionssicht jeweils best verfügbaren - und damit langfristig auch wirtschaftlichsten - Technik erfolgen. Erdgas wird unter diesen Voraussetzungen auch in Zukunft - als relativ sauberer fossiler Energieträger - eine wichtige Übergangsfunktion zur regenerativen Energieversorgung übernehmen können.
Klima-Weltmacht Europa
(2008)
In der Studie "Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse" wurden Optionen zur Strom- und Wärmeerzeugung durch Biogas mit Techniken zur Holznutzung verglichen. Im ersten Teil dieses Aufsatzes (BWK 3/2006) wurden Potenziale, Techniken, Kosten und Klimaschutzaspekte der Biogasnutzung vorgestellt. Der zweite Teil befasst sich mit der Gewinnung von Biomethan aus der Holzvergasung, der Aufbereitung und Einspeisung von Biogas sowie den Anforderungen und Restriktionen der Einspeisung ins deutsche Erdgasnetz.
In der Studie "Analyse und Bewertung der Nutzungsmöglichkeiten von Biomasse" mit Schwerpunkt auf stationäre Anwendungen wurden die Optionen zur Strom- und Wärmeerzeugung durch Biogas mit Techniken zur Holznutzung verglichen. Hinzu kommt die Betrachtung des Einsatzes von Biogas als Kraftstoff an Erdgastankstellen. Im folgenden ersten Teil werden die Ergebnisse der Studie mit Schwerpunkt auf den Biogaspotenzialen, den Techniken und Kosten sowie den Klimaschutzaspekten der Biogasnutzung vorgestellt. Ein zweiter Teil vertieft die Themen der Gewinnung von Biomethan aus der Holzvergasung, der Aufbereitung und Einspeisung von Biogas sowie den Anforderungen und Restriktionen der Einspeisung ins deutsche Erdgasnetz (BWK 5/2006).
Die Nanotechnologie verspricht eine Fülle positiver Auswirkungen auf die Gesellschaft. Gleichzeitig werden diverse potentielle Risiken diskutiert. Es ergeben sich eine Vielzahl an ethischen Fragestellungen. Zunächst wird beschrieben, was unter Nanotechnologie zu verstehen ist. Es wird dann das Problemfeld ethischer Fragestellungen skizziert. Im Anschluss wird dargestellt, wie Chancen und Risiken der Nanotechnologie in einem Praxisprojekt adressiert werden können.
Gerhard Berz leitete lange Jahre die GeoRisikoForschung der Mü̈nchener Rück. Die Gründung seines Kompetenzzentrums ergab sich aus den Schutzzielen und dem Selbstverständnis des Unternehmens: Risiken müssen sachlich begründet eingeschätzt und existenzbedrohende Risiken ausgeschlossen werden können. Und da das dazu notwendige Wissen außen nicht verfügbar ist, muß es im eigenen Haus verfügbar gemacht werden. Mit der Einrichtung eines Forschungsinstituts seitens einer privatrechtlichen "Gesellschaft" ist eine überzeugende und modellhafte Antwort auf die Frage gegeben, welches Wissen zu welchem Zweck generiert, aufbereitet und - auch öffentlich, an Kunden - verbreitet werden muß, um Schäden von der Gesellschaft abzuwenden. Die Ausrichtung der GeoRisikoForschung der Münchener Rück als ein Modell für die internationale Klima- und Erdsystemwissenschaft im Verhältnis zu der sie tragenden Gesellschaft?
Mit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls am 16.2.2005 gelten für Deutschland und die meisten anderen Industrieländer völkerrechtlich bindende Minderungsziele für die 6 im Kyoto-Protokoll erfassten Treibhausgase. Damit erlangt eine durchaus kontrovers diskutierte Klimaschutzstrategie, die auf eine stärkere Umstellung der Energienutzung von Öl und Kohle auf mehr Erdgas setzt, zusätzlich an Bedeutung. Der nachfolgende Beitrag setzt sich mit der Klimabilanz des Erdgases unter Berücksichtigung der gesamten Prozesskette auseinander. Insbesondere werden neue Messergebnisse aus Russland dargestellt (Wuppertal Institut 2004), die zeigen, dass die dem Export von russischem Erdgas nach Deutschland zuzuordnenden indirekten Emissionen nur etwa ein Viertel der bei der Erdgasverbrennung entstehenden direkten Emissionen betragen. Damit bleibt Erdgas auch unter Berücksichtigung der indirekten Emissionen in Russland der fossile Energieträger mit den mit Abstand geringsten Treibhausgasemissionen.
Der vorliegende Artikel vergleicht die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Erzeugung von Energie (Wärme und Elektrizität), Kraftstoffen und Gebrauchsprodukten anhand von vier ausgewählten Umweltbelastungskategorien. Dazu wurden Ökobilanzdaten aus 11 verschiedenen Publikationen für insgesamt 45 Produktpaare auf Basis nachwachsender und fossiler Rohstoffe analysiert und bezogen auf Einwohneräquivalente pro Hektar landwirtschaftliche Fläche miteinander verglichen. Die Ergebnisse zeigen im Allgemeinen Vorteile für die nachwachsenden Produktalternativen in den Kategorien Nichterneuerbarer Energieverbrauch und Treibhauspotenzial, während Produkte aus fossilen Ausgangsstoffen beim Eutrophierungspotenzial günstiger abschneiden und sich in der Kategorie Versauerungspotenzial uneinheitliche Resultate ergeben. Durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Erzeugung von Gebrauchsgütern und Energie lassen sich durch Substitution der fossilen Produktalternativen größere ökologische Entlastungen realisieren als durch die Herstellung von Biokraftstoffen, die als Vollsubstitute für Diesel eingesetzt werden. Wesentliche Nachteile der Biomassenutzung sind mit dem Pflanzenanbau im Rahmen der konventionellen Landwirtschaft verbunden. Durch andere Bewirtschaftungsformen (z. B. Extensivierung) und eine besser an die jeweiligen Verwendungszwecke angepasste Auswahl bzw. Verarbeitung der nachwachsenden Rohstoffe könnten die Umweltbelastungen durch Energie, Kraftstoffe und Gebrauchsprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen deutlich verringert werden.
Nachhaltigkeit in Banken und Versicherungen : aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven
(2003)
Nach dem überwiegend vollzogenen Schritt von der genossenschaftlichen zur marktwirtschaftlichen Mobilitätsdienstleistung scheint das kommerzielle Car-Sharing in Deutschland am Beginn eines Systemwandels zu stehen. Dieser Wandel ist wahrscheinlich die Voraussetzung für den angestrebten breiten Markterfolg. Eine unerwünschte Nebenfolge könnte allerdings sein, dass die positiven ökologischen Effekte, mit denen auch das kommerzielle Car-Sharing bis heute verbunden wird, in der Zukunft deutlich zurückgehen oder sich sogar ins Gegenteil verkehren. Ob sich ein positiver oder negativer ökologischer Saldo einstellt, hängt entscheidend davon ab, wie sich die Angebotsstrategien der Car-Sharing Unternehmen einerseits und die Nutzerpräferenzen andererseits entwickeln.
Gemeinsames Umweltmanagement in Unternehmensnetzwerken : das Beispiel der Eco-Industrial Parks
(2000)
Der Beitrag erörtert Möglichkeiten und Grenzen eines gemeinsamen Umweltmanagement in Unternehmensnetzwerken am Beispiel von ökologisch ausgerichtete Industrieansiedlungen ("Eco-Industrial Parks"). Der erste Teil untersucht Netzwerke als marktnahe Institutionen. Es wird dargestellt, dass vertikale und horizontale Netzwerkformen die Produktions-, Entsorgungs- und Transaktionskosten von Unternehmen absenken können. Technologische sowie kognitiv-institutionelle Pfadabhängigkeiten können diesen Vorteil begrenzen. Im Umweltmanagement können über Netzwerke Kosten abgesenkt sowie Innovationen angestoßen werden. Im zweiten Teil werden Eco-Industrial Parks analysiert. Als Fallbeispiele werden Kalundborg, Fairfield, Burnside, Brownsville und Kitakyushu betrachtet. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass die Startphase der Parks Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt. Augenmerk sollten der Ausgestaltung institutioneller Kooperationsformen für eine kontinuierliche Umweltentlastung sowie Prüfverfahren gelten.
Ökologische Steuerreform : Pro gegen Kontra ; eine Antwort auf die häufigsten Einwände der Kritiker
(1996)
Eine neue Stahl-Welt
(1996)
Ökologischer Stadtverkehr
(1995)