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Mitte Oktober 2024 veröffentlichten das Wuppertal Institut und der Club of Rome ihr Buch "Earth for All Deutschland - Aufbruch in eine Zukunft für Alle". Darin präsentieren sie Vorschläge, wie Umweltkrisen überwunden und gleichzeitig Demokratie und Wohlstand gesichert werden können. Denn: Die Herausforderungen sollten nicht isoliert betrachtet werden, sondern die dafür notwendigen Lösungsbausteine können sich positiv ergänzen und gegenseitig verstärken. Im Buch beleuchten die Autor*innen sechs ineinandergreifende Wenden, die für einen gesellschaftlichen Wandel am ausschlaggebendsten sein werden: die Überwindung von Armut, den Abbau von Ungleichheit, einen anderen Umgang mit Ressourcen, die Förderung von Empowerment, eine nachhaltige Ernährung und das Vorantreiben der Energiewende.
Mit diesem Wuppertal Paper legt Peter Hennicke, Mitglied des Club of Rome und Senior Advisor am Wuppertal Institut, einen Deep Dive speziell zur Energiewende vor. Darin betont er besonders die notwendige Kombination der drei Säulen Effizienz, Konsistenz und Suffizienz, die für eine nachhaltige Klima- und Energiepolitik essentiell sind.
Hennicke umreißt dazu zunächst die kontroverse Geschichte der deutschen Energiewende seit den 1980er Jahren. Auf dieser Basis widmet er sich aktuellen und zu erwartenden Interessenkonflikten sowie bestehenden Pfadabhängigkeiten - etwa der Abhängigkeit des Verkehrssektors von fossilen Energien - und skizziert Politikmaßnahmen, mit denen sich diese auflösen lassen. Demgegenüber stellt er ein Szenario des "Weiter so", in dem die dringend benötigte sozial-ökologische Transformation nicht entschlossen genug vorangetrieben wird, und beschreibt die absehbar gravierenden Folgen für Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Anschließend geht Hennicke auf die Finanzierbarkeit und die gesellschaftliche Umsetzbarkeit der gleichzeitigen Durchführung aller sechs Kehrtwenden ein und erläutert, was die Wissenschaft tun kann, um die Politik dabei zu unterstützen und ihr die dafür notwendige breite Wissensbasis zur Verfügung zu stellen.
Die Energie- und Klimapolitik der vergangenen Jahre war in Deutschland durch ein Nebeneinander von Erfolgen und Misserfolgen geprägt. So konnte der Ausbau erneuerbarer Energien weiter vorangetrieben werden, gleichzeitig wurden die Ziele im Gebäude- und Verkehrssektor verfehlt. Hinzu kommen kontroverse Debatten (z.B. bzgl. des "Heizungsgesetztes"). Solche Kontroversen um die richtigen Maßnahmen und Instrumente können sich in einer großen gesellschaftlichen Verunsicherung hinsichtlich der weiteren Ausrichtung sowie des richtigen Ambitionsgrads von Energie- und Klimapolitik niederschlagen. Für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende ist der gesellschaftliche Rückhalt aber notwendige Voraussetzung, insbesondere für anstehende Maßnahmen im Gebäude- und Verkehrssektor.
Im Auftrag der Westenergie AG hat das Wuppertal Institut vor diesem Hintergrund im Dezember 2024 eine deutschlandweite quotierte Befragung entwickelt, die sich mit der grundsätzlichen Einstellung zur Energiewende und der Zufriedenheit hinsichtlich des Fortschritts befasst. Ein zentraler Teil der Befragung setzte sich zudem mit den ökonomischen Folgen der Energiewende auseinander. Zudem wurde das Vertrauen der Bevölkerung in verschiedene Akteure hinsichtlich ihrer Fähigkeit, die Energiewende erfolgreich voranzutreiben, untersucht.
Der Energiepolitik fehlt aus Sicht der Befragten eine klare Strategie; die Instrumente und Maßnahmen wirken auf die Menschen intransparent und wenig partizipativ. Besonders gravierend: Eine deutliche Mehrheit der Befragten gibt an, die ökonomischen Lasten der Energiesystemtransformation als ungerecht verteilt zu empfinden. Darüber hinaus haben die Befragten wenig Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger, die Energiewende fair, partizipativ und konsensorientiert umzusetzen. Politischen Akteuren, wie auch der Wirtschaft, wird sogar eine Blockadehaltung unterstellt.
Die Ergebnisse spiegeln die Ambivalenz und Unsicherheit in der Bevölkerung wider und verdeutlichen den dringenden Bedarf an partizipativer Strategieentwicklung, transparenter Kommunikation und Wissensbildung in Richtung Gesellschaft. Um die öffentliche Akzeptanz für politische Maßnahmen zu erhöhen, scheint es daher dringend geboten, dass die Politik konsistente Transformationspfade festlegt, dabei relevante Stakeholder einbezieht und die Kommunikation der notwendigen Maßnahmen und ihrer erwarteten Wirkung verbessert.
Vor dem Hintergrund einer kontinuierlich zunehmenden Pro-Kopf-Wohnfläche und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf Klima und Umwelt sollen mit dieser Arbeit die Bundesförderprogramme auf deren Anreizwirkung bezüglich eines achtsamen Umgangs mit der Ressource Wohnfläche überprüft werden. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf den durch die Förderbank KfW durchgeführten Bundesförderprogrammen, die ein wichtiges Instrument der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes im Bereich Wohngebäude bilden. Mithilfe eines Screenings der aktuellen Förderprogramme der KfW sowie durch Gespräche mit Vertretenden der KfW soll kritisch beleuchtet werden, wie sich die derzeit verfolgten Leitbilder der Förderung im Wohngebäudebereich zu dem Leitbild einer achtsamen Wohnflächennutzung verhalten. Zudem sollen mögliche Anknüpfungspunkte für Suffizienzstrategien im Handlungsfeld Wohnfläche identifiziert und in den Kontext des aktuellen Sach- und Forschungsstands gestellt werden. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse soll gezeigt werden, wie Suffizienzstrategien im Handlungsfeld Wohnfläche anhand innovativen Modellvorhaben erprobt werden können, um daraus Erkenntnisse für die Bundesförderung abzuleiten.
Das Atomstromsystem bremst die sozial-ökologische Transformation zur Dekarbonisierung : ein Impuls
(2024)
Ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Energiepreiskrise 2022/2023 die Debatte über die Atomenergie als möglichen Lösungsbeitrag für Klimaschutz und Energiesicherheit intensiviert. Der hier vorgelegte Debattenbeitrag identifiziert hingegen systemische Transformationshindernisse im und durch das Atomenergiesystem. Die Studie zeigt, dass der globale Beitrag der Kernenergie zum Klimaschutz auch unter förderlichen Rahmenbedingungen sehr begrenzt bleibt und dass die anstehende beschleunigte Transformation zur Klimaneutralität durch systemische Logiken der Kernenergie behindert statt gefördert wird.
Weltweite Daten zeigen, dass bereits heute erneuerbare Energien die Kernenergie in der Stromerzeugung überholt haben. Nach Szenarien können zukünftig erneuerbare Energien und die Energieeffizienz sich in einem noch rascheren Aufwärtstrend weiterentwickeln. Die Kernenergie wirkt dagegen als Innovationshemmnis und Investitionsbarriere für klimafreundlichere und risikofreiere Technologien der Energie- und Materialeffizienz und der erneuerbaren Energien. Wir nennen dies die Transformationsresistenz des Atomenergiesystems. Sie resultiert daraus, dass das Ziel der Klimaneutralität spätestens bis zur Jahrhundertmitte durch Technologie allein nicht erreichbar ist, sondern eine beschleunigte globale sozial-ökologische Transformation voraussetzt.
Wirkungszusammenhänge des Atomenergiesystems wie die wachsende Unwirtschaftlichkeit, lange Kapitalbindung, Kumulierung von Risiken, unlösbare Akzeptanzprobleme und Blockierung von Alternativen hemmen diesen gesellschaftlichen Transformationsprozess. Um weitere Optionen für eine rasche Transformation zur Klimaneutralität zu erschließen, werden neben den vorwiegend technologischen Strategien Effizienz und Konsistenz (erneuerbare Energie) auch Suffizienz-Strategien (Lebensstiländerungen) und eine Kreislaufwirtschaft benötigt, die mit der großtechnischen Systemlogik der nuklearen Energieproduktion ebenfalls nicht in Einklang stehen.
In zwei Fallstudien zu Frankreich und Japan und einem Exkurs zur Ukraine werden nationale Varianten von Transformationsresistenz im Zusammenhang mit Atomenergie aufgezeigt. Der Diskussionsbeitrag plädiert für eine konsequente Umstellung auf 100% erneuerbare Energien, Förderung von Energieeffizienz, Suffizienz-Politik und Kreislaufwirtschafts-Strategien. Dies betrifft nicht nur Fragen der Risikominimierung und der Energieunabhängigkeit, sondern auch der globalen Sicherheit und politischen Stabilität.
Die Auswirkungen der Erderwärmung - wie Dürren, Ernteausfälle und Waldbrände, aber auch Starkregen und Überschwemmungen - treten immer häufiger und heftiger auf. Im vorliegenden Zukunftsimpuls zeigen Forschende des Wuppertal Instituts, mit welchen Herausforderungen wir uns auseinandersetzen müssen und wie eine effektive und nachhaltige Anpassung an die Folgen des Klimawandels gelingen kann.
Das Impulspapier deckt eine große thematische Bandbreite ab: Neben Empfehlungen für den Umbau der Städte oder Anpassungen in Landwirtschaft und Gesundheitswesen, enthält es auch Ansätze zu naturbasierten Lösungen, zu wirtschaftlichen Chancen und Risiken sowie zu integrierten Strategien, die Klimaschutz und Klimafolgenanpassung intelligent miteinander verknüpfen.
Deutschlands Haushalte werden, zu Beheizungszwecken, zu 70 % leitungsgebunden versorgt: 50 % mit Erdgas und 14 % mit Fernwärme; 5 % mit Elektrizität, davon je die Hälfte noch mit Nachtspeicherheizung, die andere Hälfte mit Wärmepumpen. So war es 2021. So wird es in Zukunft nicht sein, denn Erdgas ist ein Energieträger fossiler Herkunft. Dessen Nutzung geht in den nächsten beiden Jahrzehnten gen Null. Die Frage ist, was das für die Erdgasleitungen in Deutschland bedeutet.
For its fair contribution to limiting the overshooting time for the 1.5K target of the Paris agreement, the EU would have to decarbonize its building stock by around 2035. In theory, this would even be feasible. A study for Germany showed how an ambitious package of policies could achieve such a target. It needs to increase deep renovations to at least 3 % per year, install 1 million heat pumps annually, and double the share of district heating while greening it. The core policies would be stringent MEPS coupled with lots of financial incentives. In the long run, it would even be cost-effective. Results from this study are forming the first part of this paper.
Reality, however, appears different. In the first days of Russia's war of aggression against Ukraine, the German government adopted the aim to effectively ban all fossil heating by 1 January 2024. But when it drafted the law in early 2023, it missed to prepare plans at the same time to make energy efficiency easy and attractive via enhanced financial incentives and advice. Using targeted misinformation, incumbents and some political parties found it easy to confuse citizens about the social impacts of heat pumps, which led to a significantly watered down ambition in the final legislation. In the second part of the paper, we explain how this process unfolded, and what can be learned for countries that wish to fare better in energy efficiency policy-making.
Finally, we analyse how policies complementing binding energy efficiency legislation could be modified to enable all citizens, including those with lower incomes, to implement and benefit from the transformation of the building stock towards net zero. This particularly concerns targeted financial incentives and advice, including one-stop-shops. It will be decisive for (re-)gaining acceptance for energy efficiency renovation and low-carbon heating systems, and hence for a successful implementation of the new EPBD with regard to ambitious decarbonization of the buildings stock to support climate justice, combined with improving social equity and fighting energy poverty, including through renovation of the worst-performing buildings.
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Krise, gleichzeitig verschärft sich die globale Klimakrise. Damit sich die deutsche Industrie zukunftsfähig aufstellen kann, muss ihre Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Dies geht einher mit der Chance, international eine Vorreiterstellung im Bereich der klimaneutralen Zukunftstechnologien einzunehmen. Dafür haben das Wuppertal Institut und die Universität Kassel im Rahmen der Agora-Studie "Klimaneutrales Deutschland - Von der Zielsetzung zur Umsetzung" einen Zielpfad für die Transformation des Industriesektors erarbeitet. Die vorliegende Vertiefung der Szenariopfade zeichnet Wege, wie die deutsche Industrie das Klimaschutzziel für 2030 erreichen kann und gleichzeitig Kurs auf eine klimapositive Produktion bis 2045 nimmt.
Berlin will bis 2045 klimaneutral werden und bis 2030 70 Prozent seiner CO2-Emissionen gegenüber 1990 reduzieren. Das größte Potenzial zur CO2-Vermeidung liegt im Gebäudesektor, in dem durch moderne Technologien der Einsatz fossiler Energien zu verringern ist. Im Verkehrssektor sind die CO2-Emissionen in den vergangenen Jahren sogar gestiegen: Rund 30 Prozent - das sind 5,6 Millionen Tonnen – der CO2-Emissionen in Berlin werden durch den Verkehr verursacht.
Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm (BEK 2030) ist das zentrale Instrument auf dem Weg zu einer klimaneutralen Hauptstadt. Das Wuppertal Institut hat gemeinsam mit der Berliner Energieagentur GmbH und DIW Econ Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Programms für den Umsetzungszeitraum 2022 bis 2026 entwickelt. Der Bericht basiert auf neun Monaten intensiven Beratungsgesprächen, an denen Bürger*innen sowie mehr als 500 Vertreter*innen aus Verwaltungen, dem Handwerk, der Ver- und Entsorgungsbranche, von Wohnungsunternehmen sowie von weiteren interessierten Institutionen teilgenommen haben. Es umfasst mehr als 70 Maßnahmenvorschläge in den Handlungsfeldern Energie, Gebäude, Verkehr, Wirtschaft sowie Privater Konsum und Haushalte, die mit den globalen Zielen des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes konsistent sind. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz wird nun aufbauend auf den wissenschaftlichen Empfehlungen eine Beschlussvorlage für den Senat erarbeiten.
Das Wuppertal Institut war federführend für die Bestimmung von sektoralen Zielpfaden sowie für die Maßnahmenentwicklung und -bewertung im Verkehrssektor verantwortlich. Zu den dort vorgeschlagenen Maßnahmen zählen unter anderem der Ausbau der Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur sowie des ÖPNV, die Unterstützung der Antriebswende bei privaten und öffentlichen Fahrzeugflotten, die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung, aber auch die Neuaufteilung des knappen öffentlichen Raums zugunsten des Umweltverbunds und anderer Nutzungsformen.
Die Umsetzung der Nachhaltigkeitstransformation erfordert die Verbreitung von transformativen Innovationen, was mit dem Umbau bestehender Systemstrukturen einhergeht und inkrementelle bis radikale Auswirkungen auf Lebenswirklichkeiten, Verhaltensroutinen oder Märkte hat. An der kontrovers geführten Diskussion rund um das Gebäudeenergiegesetz wird die Wirktiefe von solchen Systemumbrüchen spürbar. Dieser Beitrag hat zum Ziel das Konzept von transformativen Innovationen anhand der Reaktionen auf das Gebäudeenergiegesetz einzuordnen und zu diskutieren.