Bei der Großen Transformation handelt es sich laut Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WGBU) um einen ganzheitlichen Wandel des fossilen ökonomischen Systems in Richtung klimaverträglicher Nachhaltigkeit und höherer Lebensqualität. Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten - in Deutschland sind es über 80 %. In der Transformationsforschung spielen daher Städte eine zentrale Rolle. In Bottrop finden derzeit zwei großangelegte ökologische Transformationsprozesse statt. Zum einen wird die Emscher im Norden der Stadt renaturiert. Der bisher als Abwasserkanal genutzte Fluss erstreckt sich über das gesamte Ruhrgebiet und wird in einer insgesamt 20 Jahre langen Umbauphase zu einem naturnahen Gewässer zurückgeführt. Zum anderem ist Bottrop Gewinner des Wettbewerbs InnovationCity Ruhr. Im Frühjahr 2010 rief der Initiativkreis Ruhr einen Wettbewerb aus, bei dem die Klimastadt der Zukunft gefunden werden sollte. Ziel von InnovationCity Ruhr ist es die CO2-Emmissionen in Bottrop bis 2020 zu halbieren und somit eine Vorbildfunktion zur klimafreundlichen Wandlung für das gesamte Ruhrgebiet einzunehmen. Die erfolgreiche Implementation solcher Transformationsprozesse ist laut WBGU von der Akzeptanz, Legitimation und Partizipation der Bevölkerung abhängig. Diese Forschungsarbeit zeigt mittels einer Methodentriangulation von Interviews mit acht Bottroper Bürgerinnen und Bürger sowie der Anwendung einer Collagenmethode, welche Einstellungen und Präferenzen die Bottroper Bevölkerung in Bezug zum urbanen Leben hat. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt: Was bedeutet Lebensqualität für die Bottroper und wie lässt sich diese mit der Großen Transformation vereinbaren? Anschließend werden sowohl Anknüpfungspunkte als auch Interessenkonflikte zu den Transformationsprozessen Emscher-Umbau und InnovationCity Ruhr aufgedeckt. Diese Masterarbeit ist in Zusammenarbeit des Wuppertal Instituts mit der Universität Duisburg Essen im Studiengang "Urbane Kultur Gesellschaft und Raum" entstanden.
Die verheerenden Mengen an Abfall am Ende des Lebenszyklus von Produkten zu bewältigen, gilt als eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu einer Circular Economy. Die negativen Folgen, die sich aus dem Missmanagement von Kunststoffabfällen aufgrund fehlender oder nicht funktionierender Abfallwirtschaftsstrukturen in weiten Teilen der Erde ergeben, werden zunehmend deutlich. Bei der Circular Economy als elementarer Lösungsansatz sollen Stoffströme geschlossen und Produktlebenszyklen verlängert werden. Ein Instrument zur Annäherung an dieses Modell ist der Handel mit sogenannten Plastic Credits - ein Mittel, um den Ausbau regionaler Infrastrukturen für die Sammlung und das Recycling von Kunststoffabfällen zu finanzieren. Die Abnehmer von Plastic Credits sind die treibende Kraft hinter dem Mechanismus. Es ist weiterführende Forschung notwendig, insbesondere in Bezug auf die Frage, wie Unternehmen das Instrument der Plastic Credits nutzen und in ihre Gesamtstrategie integrieren. Diese Masterarbeit widmet sich der dabei vorgelagerten Frage: Existieren bestimmte Profile bei Unternehmen, die in Plastic Credits investieren, und lassen sich hierbei spezifische Cluster bilden?
Im Rahmen der Beantwortung dieser Frage wurden Expert*innen-Interviews mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Dabei haben sich drei konkrete Unterfragen ergeben, die sich auf die Motivation, Branchenzugehörigkeit und räumliche Verortung der Abnehmer beziehen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Abnehmer von Plastic Credits bereits umfangreich mit der Kunststoffabfallproblematik und der damit verbundenen Auswirkung auf die Umwelt beschäftigen. Offen bleibt, inwiefern Maßnahmen zur Vermeidung von neuartigem Kunststoff, der Verbesserung der Recyclingfähigkeit der Produkte oder der Einsatz von Rezyklaten in der Herstellung dem Weg der Kompensation vorangestellt werden. In Bezug auf die Branchenzugehörigkeit legen die Ergebnisse nahe, dass vorrangig Unternehmen, die mit einem erschwerten Rezyklate-Einsatz konfrontiert sind, in Plastic Credits investieren. Welche Auswirkungen Maßnahmen wie die Entbürokratisierung der Zulassungsverfahren für neue Recyclingprozesse oder verpflichtende Anteile an recycelten Materialien in bestimmten Produkten auf die Investition in Plastic Credits haben, wird sich in Zukunft zeigen. Die Analyse der räumlichen Verortung gab Aufschluss darüber, dass zurzeit im Wesentlichen Unternehmen aus dem globalen Norden in Plastic Credits investieren - jedoch verbunden mit dem Ziel, eine Finanzierung aus den Projektländern heraus zu intensivieren.
Sustainability research builds upon its mutual relationship with the society to find futureoriented solutions to deal with societal challenges. In other words, it is a matter of research to produce societal impact. Furthermore, funders and researchers themselves increasingly desire for accountability, to show if societal impact is achieved. To deal with that, two adaptive questions have to be answered: How can societal impact be understood or defined? And what can be learned from theoretical and methodological approaches, as well as practical examples? Built on the answers through a comprehensive literature review and expert interviews, the third question is asked: How can the assessment of societal impact of sustainability-oriented Projects look in practice? The result is the development of a holistic framework on the project-level and its operationalization. It was tested on three cases of the Wuppertal Institute, which has the mission to be a pulse generator for a sustainable societal transformation. The results show that the tool is implementable and a start of an assessment series. Nevertheless, the lack of consensus about the theoretical background influences the design of practical applications. One significant development is the focus shift of the assessment towards the project process and its productive interactions. This enables to collect data about whether societal impact is produced, but also how. The results suggest that clear assessment boundaries are required to deal with uncontrollable externalities. Furthermore, a practical question of the thesis is, if the integration of directly involved stakeholders into the assessment provide an added value. This can be answered positively. But it should be also observed that financial and human resources are key challenges about the extent, as well as the processing of the results. The analysis indicates that to assess societal impact is a suitable instrument and a key step to deal with societal challenges. The developed holistic framework and its operationalization can be used to inspire future research.
Das Wohnen in Deutschland wird schon seit einigen Jahren durch zwei bedeutende Entwicklungstendenzen bestimmt: Zum einen sinkt die durchschnittliche Haushaltsgröße, zum anderen vergrößert sich die mittlere Pro-Kopf-Wohnfläche. Infolgedessen steigt die Wohnraumnachfrage deutlich an, was besonders im urbanen Raum zu höheren Mieten und ungleichen Verteilungsprozessen des Wohnungsbestandes führt. Bislang ist dieser zunehmenden Nachfrage nach Wohnraum vielerorts mit einer Ausweitung der Neubautätigkeit begegnet worden, was jedoch mit einem schnelleren Verbrauch wertvoller und begrenzter Bodenressourcen verbunden ist. Ein Konzept, das erst seit Kurzem als mögliche Antwort auf die aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen des Wohnens diskutiert wird, ist das sogenannte suffiziente Wohnen. Dabei geht es um die grundlegende Frage, wie viel Wohnfläche es braucht, um die jeweiligen Bedürfnisse eines Haushaltes angemessen befriedigen zu können und wie durch eine bessere Nutzung des vorhandenen Baubestandes auf eine Änderung dieser Bedürfnisse reagiert werden kann. Suffiziente Wohnkonzepte zielen somit sowohl auf die Berücksichtigung individueller Wohnraumbedarfe als auch auf die Vermeidung weiterer Flächenversiegelung.
Diese Masterarbeit möchte das Potential des suffizienten Wohnens im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen, ökologischen und wohnungspolitischen Herausforderungen hervorheben. In diesem Zusammenhang spielt die Betrachtung sich verändernder Wohnraumbedarfe im Lebensverlauf von Personen eine zentrale Rolle, da es an bestimmten Wendepunkten häufig zu einer subjektiven Unter- oder Überversorgung mit Wohnfläche kommt. Mittels einer hierarchisch-agglomerativen Clusteranalyse und der repräsentativen LebensRäume - Bevölkerungsumfrage des BBSR werden insgesamt acht Wohntypen identifiziert, die sich je nach Lebensverlaufsphase und Wohnsituation unterscheiden. Dabei wird neben relevanten Umbrüchen in der Wohnbiographie von Personen auch die herausragende Bedeutung von Wohneigentum für die durchschnittlichen Pro-Kopf-Wohnflächen in den einzelnen Clustern deutlich. In Bezug auf die Förderung des suffizienten Wohnens in Deutschland lassen sich zwei zentrale Analyseergebnisse formulieren. Zum einen eröffnen der Auszug der Kinder, die Verrentung sowie die Verwitwung wichtige Möglichkeitsräume für die Veränderung von Wohnsituationen. Zum anderen gilt es, den Einfluss des Wohneigentums als Chance zu begreifen und durch Veränderungen der Bestandsimmobilie eine suffizientere Art des Wohnens zu ermöglichen.
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem NRW-Semesterticket. Dieser Sondertarif im öffentlichen Personennahverkehr ermöglicht zahlreichen Studierenden aus Nordrhein-Westfalen (NRW) seit dem Jahr 2008, über den Geltungsbereich ihrer regionalen Semestertickets hinaus die öffentlichen Verkehrsmittel im gesamten Bundesland uneingeschränkt zu nutzen. Mit der Diplomarbeit sollte eine erste Datengrundlage zu Akzeptanz, Nutzung und Wirkungen des NRW-Semestertickets erhoben werden. Von besonderem Forschungsinteresse war die Evaluierung der Akzeptanz eines landesweit gültigen Semestertickets an einer in Randlage NRWs gelegenen Universität sowie der vom NRW-Semesterticket geleistete Klima- und Umweltschutzbeitrag. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine Online-Befragung an der Universität Bielefeld durchgeführt, an der 4.500 Studierende teilnahmen. Es zeigte sich, dass das NRW-Semesterticket auf breite Akzeptanz stößt, die jedoch unter anderem von der regionalen Herkunft der Studierenden, dem Alter und dem Autobesitz beeinflusst wird. Dem NRW-Semesterticket liegen differenzierte Nutzungsstrukturen zugrunde. Zusätzlich zu regionalen Semestertickets leistet das NRW-Semesterticket einen weiteren Beitrag für eine umwelt- und sozialverträgliche Verkehrsgestaltung, indem der Pkw-Bestand reduziert wird und Autoverkehre auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert werden. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende auch nach dem Ende ihres Studiums Kundinnen und Kunden des öffentlichen Personennahverkehrssystems bleiben. Das NRW-Semesterticket kann als guter Ansatz für die Ausweitung der Geltungsbereiche regionaler Semestertickets gewertet werden, der jedoch aufgrund der nur einseitig auf NRW erfolgten Erweiterung verbesserungsfähig ist.
In den letzten Jahren hat sich, vor allem durch die bescheidenen Ergebnisse internationaler Klimaverhandlungen, der Stellenwert der Kommunen bei der Bekämpfung des globalen Klimawandels grundlegend geändert. Ohne engagierte Kommunen werden nationale und internationale Klimaschutzziele nicht erreichbar sein. Viele Kommunen sind sich ihrer Verantwortung bewusst und engagieren sich bereits heute in vielfältiger Weise für den Klimaschutz. Gleichzeitig hat sich der kommunale Klimaschutz zu einem wichtigen Standortfaktor im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte, Wettbewerbsvorteile und Prestige entwickelt. Deshalb stellt sich den Kommunen stellt sich daher im öfter die Frage, in welchen Handlungsfeldern das Engagement intensiviert werden soll. Hierbei vergleichen sich die Städte und Gemeinden häufig untereinander und fragen sich, "wo steht meine Kommune im Vergleich zu anderen?" Dieser Frage wurde exemplarisch anhand des kommunalen Gebäudebestands der Stadt Dortmund nachgegangen. Dabei wurde zunächst der aktuelle Zustand des lokalen Klimaschutzengagements quantitativ und qualitativ bewertet (Benchmark-Analyse). Neben der Ermittlung quantitativer Energieeinsparpotenziale wurden 23 Maßnahmen(-bündel) zur Steigerung der Energieeffizienz, zum Energiesparen bzw. zur Vermeidung von Treibhausgasen identifiziert und die Aktivitäten der Stadt Dortmund innerhalb der Maßnahmen(-bündel) bewertet. Um die sich aus der qualitativen und quantitativen Bewertung ergebenden Entwicklungspotenziale zu erschließen, wurden anschließend Maßnahmenvorschläge entwickelt. Da davon nicht unbedingt alle umgesetzt werden können, wurden im Rahmen einer Multikriterienanalyse die Maßnahmen bestimmt, die der Stadt Dortmund vor dem Hintergrund der ökonomischen, ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen den größten Nutzen stiften können.
Der Klimawandel hat Einfluss auf zahlreiche Lebensbereiche des Menschen; darunter auch auf die Bereitstellung und Organisation von Energie. Bereits heute lassen sich für verschiedene Prozessstufen und Energiesysteme Auswirkungen der Veränderung des Klimas beobachten. Langanhaltende Hitzeperioden erhöhen die Nachfrage nach Elektrizität für Kühlungsgeräte und schränken gleichzeitig die Bereitstellung von Elektrizität ein, da Kühlwasser nicht in ausreichender Menge und Temperatur zur Verfügung steht. Häufigere Unwetter und Überschwemmungen gefährden Anlagen und Transportwege. Diese und weitere Einflüsse werden zukünftig zunehmen und durch neue ergänzt, so dass die Energiewirtschaft vor einer neuen Herausforderung steht. Entlang der Prozesskette der Energiebereitstellung wird gezeigt, welche Stufen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels verwundbar sind. Anhand von Anpassungsoptionen wird zudem dargestellt, wie resiliente Energiesysteme aufgebaut werden können, die gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähig sind.
Eine erfolgreiche Energiewende setzt nicht nur Innovationen voraus, sondern erfordert auch eine aktive Exnovation der fossilen Energieerzeugung. Die vorliegende Masterarbeit zielt deshalb darauf ab, Herausforderungen und Ansatzpunkte für eine Verständigung zwischen Gewerkschaften und Umweltverbänden zur der Zukunft Kohleenergie zu untersuchen. Leitend sind zwei Fragen: Erstens und empirisch: Welche Argumente vertreten Umweltverbände und Gewerkschaften hinsichtlich eines Kohleausstiegs? Zweitens und verbunden mit der gewählten theoretischen Perspektive der Sozialen Ökologie: Welche Bezogenheiten und Trennungen werden zwischen den jeweiligen Verständnissen von Natur, Gesellschaft und Ökonomie in den Argumenten der Akteure sichtbar?
Dafür wurde im theoretischen Teil der Arbeit eine sozial-ökologische Perspektive auf die energetische Kohlenutzung und das sogenannte Jobs versus Environment Dilemma erarbeitet. Im empirischen Teil werden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse über 100 Veröffentlichungen verschiedener Gewerkschaften und Umweltverbände aus dem Zeitraum von Ende 2014 (erster politischer Vorstoß zur Reduzierung der Kohleverstromung) bis Anfang 2019 (Ende der Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung") ausgewertet.
Als Ergebnis legt die Arbeit die Argumente der Akteure vergleichend dar, zeigt auf, wie sich diese im Verlauf des Untersuchungszeitraums verändern und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Annäherungen und Distanzierungen zwischen den einzelnen Akteuren und Akteursgruppen bestehen. Darauf aufbauend wird der Umgang der Akteure mit dem Jobs versus Environment Dilemma aus der Perspektive der Sozialen Ökologie diskutiert und verglichen.
Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit legen nahe, dass der gewerkschaftliche Ansatz von Just Transition bzw. "gerechtem" Strukturwandel mit Klima- und Umweltgerechtigkeitskonzepten verknüpft werden muss, um einen umfassenden inter- und intragenerationellen Gerechtigkeitsanspruch zu erfüllen. Damit der Kohleausstieg und weitere Exnovationsprozesse als sozial-ökologische Transformation gestaltet werden können, ist es notwendig, sowohl die aktuelle ökonomische Abhängigkeit von Arbeitenden in betroffenen Branchen zu verstehen als auch den Klimawandel nicht nur als ökologische, sondern auch als soziale und ökonomische Frage anzuerkennen.
Im Zuge der weltweiten Bewegung für eine nachhaltige Entwicklung treten die Kommunen mit ihrer Bürgerschaft in einen umfassenden Konsultationsprozeß über die gemeinsame Zukunft. Die in den Städten erarbeiteten Konzepte und Empfehlungen scheitern oftmals an der Umsetzung. Der Verfasser stellt in mehreren Konkretisierungsschritten das Nachhaltigkeitsparadigma plastisch dar. Dabei wird auf der einen Seite deutlich, daß Kommunen für konkrete Umsetzungsstrategien im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts besonders geeignet sind. Auf der anderen Seite wird aber auch dargestellt, wo die Grenzen kommunaler Strategien liegen. Mit einem institutionellen Vorschlag im Schlußteil wird gezeigt, wie dem Problem der zögerlichen Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien begegnet werden kann.