Vom 10. bis zum 14. September diesen Jahres verhandelt die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) über eine weitere Liberalisierung des Welthandels. Dabei steht für die Umwelt eine Menge auf dem Spiel. Zwar wurden mit der Doha Deklaration in der gegenwärtigen Verhandlungsrunde einige Verhandlungen mit Umweltbezug vereinbart. Dies täuscht aber darüber hinweg, dass die WTO noch weit entfernt davon ist, ökologische Aspekte in ihrer Politik angemessen zu berücksichtigen. Vorliegendes Papier analysiert zunächst die Diskussion über Umweltthemen in der WTO, welche seit über zehn Jahren vor allem im Committee on Trade and Environment (CTE) der WTO geführt wird. Die Analyse zeigt auf, dass zahlreiche Umwelteffekte von Handelsliberalisierungen gar nicht diskutiert wurden, Interessengegensätze zwischen Mitgliedsstaaten der WTO eine tief gehende Diskussion vereiteln und Ansätze einer ökologischen Reform der WTO bislang keine Chance hatten. Vor dem Hintergrund dieser Analyse wird sodann eine doppelte Strategie entwickelt. Erstens wird dargelegt, warum die WTO aufgrund ihrer umweltpolitischen Defizite denjenigen Institutionen ihren Handlungsspielraum lassen sollte, die sich aktiv mit Umweltpolitik beschäftigen. Hierzu wird das Konfliktverhältnis multilateraler Umweltabkommen und der WTO untersucht. Zunächst erfolgt eine Klassifizierung in unbedenkliche und potentiell kritische Konfliktfälle. Dann wird aufgezeigt, wie einerseits eine Begrenzung der Zuständigkeiten des Streitschlichtungsorgans der WTO sowie andererseits kooperative, politisch-rechtliche Prozesse zur Lösung der Konflikte zwischen den betroffenen Institutionen eine Lösung bieten und zu einer größeren institutionellen Gleichheit in der globalen politischen Arena führen könnten. Zweitens wird erörtert, wie ökologische Aspekte Schritt für Schritt in die WTO integriert werden könnten. Hierzu werden Instrumente der strategischen Folgenabschätzung untersucht. Nach einer eingehenden Analyse der Potenziale und Grenzen von strategischen Folgenabschätzungen werden Empfehlungen zu ihrer Weiterentwicklung formuliert. Anschließend werden Möglichkeiten dargestellt, wie strategische Folgenabschätzung in die institutionellen Strukturen der WTO integriert werden könnten, um ökologische Aspekte systematisch in die politischen Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen und eine verbesserte Partizipation der Öffentlichkeit an der Politik der WTO zu gewährleisten. Dabei wird einerseits eine Integration strategischer Folgenabschätzungen in den Trade Policy Review Mechanism der WTO und andererseits die Einrichtung eines neuen Strategic Impact Assessment Body innerhalb der WTO diskutiert.
Deutschlands Vorreiterrolle auf dem Prüfstand : wie schützen wir die Menschenrechte im Treibhaus?
(2008)
Dieses Papier diskutiert das System der Lastenverteilung des Greenhouse Development Rights-Modells. Nach dem Modell müssen alle Länder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber den wohlhabenden und emissionsintensiven Ländern wird ein überproportional hohes Minderungsziel abverlangt, damit die Länder des Südens einer nachhaltigen Entwicklung den Vorrang geben können. Deutschland müsste bis zum Jahre 2020 anstelle der von der Bundesregierung offiziell angestrebten 40 Prozent eine Verpflichtung zu 84 Prozent Treibhausgasminderung übernehmen. Dieses ambitionierte Ziel kann nicht nur innerhalb Deutschlands erreicht werden. Zusätzlich zu den 40 Prozent Emissionsminderung, die auf nationaler Ebene angestrebt sind, müsste die Bundesregierung weitere gut 40 Prozent Emissionsminderung in anderen Ländern realisieren. Dafür muss Deutschland intensiv mit Schwellen- und Entwicklungsländern kooperieren, zum Beispiel über umfassende Finanztransfers sowie eine Initiative für eine groß angelegte Nord-Süd-Technologieallianz. Dadurch könnte die Bundesregierung ihrem Anspruch, eine gerechtigkeitsfähige Vorreiterrolle beim Klimaschutz wahrzunehmen, eine neue Dimension verleihen.
Eine Steigerung der Energieproduktivität, um Energie möglichst sparsam im Wirtschaftsprozess einzusetzen, ist ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit. Dieser Text geht indessen der Frage nach, inwiefern Produktivitätssteigerungen "unerwünschte Nebenwirkungen" in Form einer Mehrnachfrage nach Energie nach sich ziehen können, die als so genannter Rebound-Effekt dem Ziel der Energieeinsparung zuwiderlaufen. Der Text zeigt 13 mögliche Rebound-Effekte auf, umreißt ihr quantitatives Ausmaß und beschreibt die Schwierigkeiten, sie mit politischen Maßnahmen zu begrenzen.
Im Ergebnis erscheint es dringend erforderlich, zukünftig Rebound-Effekte in wissenschaftlichen Szenarien und im politischen Handeln zu berücksichtigen. Denn aufgrund der Vielzahl und Verschiedenartigkeit möglicher Rebound-Effekte und der Einschätzung des Autors, dass die Summe dieser Rebound-Effekte auch langfristig mindestens die Hälfte der Einsparpotenziale von Effizienzmaßnahmen aufzehren wird, werden Nachhaltigkeitsziele wie die Verminderung der Treibhausgase um ca. 80-90 Prozent in den Industrieländern bis zum Jahr 2050 durch Effizenz- und Konsistenzstrategien alleine unerreichbar. Erst wenn das Volkseinkommen aufhört stetig weiter zu wachsen, können Effizienz- und Konsistenzstrategien einen uneingeschränkt positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten und ihre technisch möglichen Einsparpotenziale voll realisieren.
In less than ten years, emissions trading has forged ahead as a climate policy instrument - from the setting of the agenda through the formulation of policy to the stage of implementation. This has happened at several policy levels: on the one hand, as international emissions trading in the framework of the Kyoto Protocol, and on the other hand as emissions trading for energy-intensive companies within the European Union. Not only because of the speed of the process, but also because emissions trading is generally being perceived as an effective means to avoid greenhouse gas emissions, ist introduction is mostly regarded as a success story. This claim is here critically examined with the help of a number of theoretical hypotheses borrowed from the field of multilevel governance research. The theoretical discussion is woven into a detailed descriptive-analytic account of the introduction of emissions trading, bringing out the most important players, conflicts and milestones in the process. What were the consequences of this rapid introduction for the interdependence of players and institutions in the multi-level policy system? To what extent was it accompanied with a transfer of authority from national governments to supranational or international institutions? Can we speak here of a further loss of sovereignty by national states in the age of globalisation? And has the introduction of emissions trading, as a new generation of climate policy instruments, brought about institutional changes in negotiation patternsand decision-making processes? This set of questions is being derived from the concept of multi-level governance which serves as the framework of analysis of this paper and is then being used to analyse fifteen theses in order to explain the complexity of the introduction of emissions trading and highlight problems and deficits in the negotiating processes. The aim of the paper is to give a answer to the question of whether the meteoric rise of the policy instrument may be described as a "success story".
From 10 to 14 September 2003, the Ministerial Conference of the World Trade Organization (WTO) negotiated over a further liberalization of world trade. A lot was at stake there for the environment. It is true that in the current round of negotiations the Doha Declaration has agreed certain points relating to the environment. But this should not conceal the fact that the WTO is still a long way from taking due account of ecological aspects in its policies. The present paper begins by analyzing the discussion on environmental issues within the WTO, which for more than ten years has been conducted mainly in its Committee on Trade and Environment. It is shown that many environmental effects of trade liberalization have not been discussed at all, that conflicts of interest among WTO member-states prevent any deep discussion, and that an ecological reform of the WTO has up to now stood no chance. This analysis then forms the background for a twofold strategy. First, arguments are presented as to why the WTO, given its environmental policy deficits, should afford sufficient scope to institutions actively concerned with environmental policy. The conflictual relationship between Multilateral Environmental Agreements and the WTO is examined at this point. A distinction is drawn between minor and potentially critical conflicts, and it is shown how a limitation of the competence of the WTO's Dispute Settlement Body, together with cooperative political-legal processes to resolve conflicts between affected institutions, might offer a solution and lead to greater institutional equity in the global political arena. Second, the paper discusses how ecological aspects might be integrated step by step into the WTO. After a detailed examination of the potential and limits of instruments like impact assessments, it makes a number of recommendations for their further development. Finally, it considers how impact assessments might be integrated into the WTO's institutional structures, so that ecological aspects can be systematically input into policy-making processes and better public participation in WTO policy be ensured. In this connection, the paper discusses both the integration of impact assessments into the WTO's Trade Policy Review Mechanism and the creation of a new Strategic Impact Assessment Body within the WTO.